Vom potenziellen Straßenjungen zum Nobelpreisträger: Jon Fosse Foto: /Tom A. Kolstad

Der Norweger Jon Fosse ist ein moderner Mystiker. Seine Stücke sind auf den Bühnen der Welt präsent. Mit tagespolitisch verfasster Literatur hat er nicht viel am Hut – und ist vielleicht genau deshalb ein Autor der Stunde.

Es gab schon einmal eine Zeit, in der aus Norwegen Impulse kamen, die die Metropolen der Welt elektrisiert haben: Als die Theater Ibsen rauf und runter spielten, und die Bilder Edvard Munchs in ihrer existenziellen Kraft die Türen der Galerien aufgesprengten, um mit einem stummen Schrei die trüben Geister des Akademischen daraus zu vertreiben. Der diesjährige Literaturnobelpreis an Jon Fosse trägt dem Umstand Rechnung, dass etwa hundert Jahre später wieder Künstler aus dem von der Bevölkerungszahl her kleinen Land auf unterschiedlichstem literarischem Terrain den Ton angeben, Namen wie Tomas Espedal, Jo Nesbo, Maja Lunde, Karl Ove Knausgard – und vor allen anderen Jon Fosse.