Bei Schnelllieferdiensten wie Gorillas sind die Beschäftigten oft die Dummen, meint Daniel Gräfe. Doch es gibt auch Alternativen, die nicht im Vorneherein zulasten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen.
Man kann sich trefflich darüber streiten, ob es sinnvoll ist, sich Lebensmittel binnen zehn oder 20 Minuten nach Bestellung an die Haustür liefern zu lassen. Fest steht, dass sich ein solches Geschäftsmodell derzeit nicht trägt und auch gesellschaftlich Zündstoff birgt. Denn letztlich lässt sich in dem kosten- wie personalintensiven Geschäft nur dann ein Plus machen, wenn die Beschäftigten möglichst wenig kosten.
Dazu passt es, dass Schnelllieferdienste in der Pandemie zum Spekulationsobjekt von Investoren wurden, die in der Niedrigzinsphase nach einer Geldanlage suchten und ins Risiko gingen. Jetzt folgen mit der Ernüchterung der Rückzug und der Katzenjammer. In den Innenstädten der Metropolen wird wohl dennoch zumindest ein Schnelllieferdienst bleiben, der dann als Monopolist an der Preisschraube drehen kann für jene Kunden, die bereit sind, für etwas Bequemlichkeit mehr zu bezahlen. Als Blaupause für einen wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Nutzen taugt all das nicht. Ohnehin sollte man sich endlich von der Vorstellung verabschieden, dass alles sofort und überall zu haben ist – und das noch ohne Zusatzkosten.
Das alte Milchmann-Prinzip könnte sich am Ende rechnen
Anders sieht es bei jenen Diensten aus, die nach dem alten Milchmann-Prinzip auf festen Touren mit eigenen Wagen die Kunden beliefern – und dabei nur den Liefertag garantieren. Dass hier Marktführer Rewe auf Festangestellte setzt, ist zumindest ein Zeichen. Wer hier effizient kalkuliert und für kleinere Mengen auch womöglich eine Liefergebühr verlangt, muss nicht im Vorneherein bei seinen Beschäftigten knausern.
Lieferdienste wie diese sind vor allem bei jungen Familien beliebt, die auf diese Weise Zeit sparen wollen. Vielleicht werden sie künftig auch technikaffinere Seniorinnen und Senioren häufiger nutzen. Die Vorteile liegen hier eher auf der Hand. Ins Unermessliche werden die Erlöse aber auch hier sicherlich nicht steigen – vor allem nicht in Deutschland, wo es in den meisten Städten fußläufig den nächsten Supermarkt oder Discounter gibt. Wer auf dem platten Land lebt, wird ohnehin auch von einem Picnic oder Rewe nicht beliefert werden und muss weiterhin selbst einkaufen gehen.