Frauen der Initiative „Maria 2.0“ demonstrieren im Herbst 2021 in Frankfurt während der Synodalversammlung der katholischen Kirche. Foto: dpa/Arne Dedert

Eine Abstimmung in der Liebfrauengemeinde Filderstadt zeigt, wie notwendig Reformen in der katholischen Kirche sind. Einige Dinge können auch schon an der Basis in den einzelnen Gemeinden verändert werden.

Derzeit treten viele Menschen aus der katholischen Kirche aus, die Gründe sind hinreichend bekannt: Die zahllosen Missbrauchsfälle, die nicht oder nur halbherzig aufgeklärt werden, und eine Obrigkeit, an der dies alles abzuprallen scheint.

Die sieben Thesen des „Konzils von unten“

Es gibt aber auch welche, die etwas dagegen unternehmen. Und die findet man zum Beispiel in der Liebfrauengemeinde Filderstadt-Bonlanden/Plattenhardt. Dort haben sich Gemeindemitglieder unter dem Motto „Weil uns Kirche wichtig ist, fordern wir Reformen – jetzt“ zusammengefunden und sieben zentrale Reformanliegen vorgestellt, zusammengefasst als „Konzil von unten“, und darüber abgestimmt.

Das wesentlichste Anliegen der etwa 50 Teilnehmenden war der Wunsch nach Gleichheit der Geschlechter im katholischen Gesamtwesen, also die Überwindung von Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Dem folgt die Abschaffung des Zölibats. Ob jemand nach den Regeln des Zölibats leben möchte oder nicht, solle jeder Pfarrer für sich entscheiden. Genausoviele Stimmen bekam aber auch die Forderung nach mehr Basisbezug von Entscheidungsträgern, also die Überwindung monarchischer Strukturen.

Der lange Weg nach Rom

Die Organisatoren dieser Veranstaltung, die Gemeindemitglieder Johann Fischer, Christiane Wagner und Jürgen Kulle werten die Abstimmung als Bestätigung ihrer Bemühungen um Reformen im Kirchenwesen. Dieses Ergebnis wird nun weitergereicht an Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg/Stuttgart. Auf dem kircheninternen Weg ist die nächste Station Prag. Dort findet vom 5. bis zum 12. Februar eine kontinentale Versammlung der Bischöfe statt, organisiert vom Rat der Europäischen Bischofskonferenzen. Das ist eine von sieben internationalen Versammlungen, welche die Bischofskonferenzen der wichtigsten Regionen der Welt im Sommer 2024 vorbereiten. Und führt dieser Weg auch mit den Forderungen aus Filderstadt schließlich zu einem dritten vatikanischen Konzil, in dem solche Fragen abschließend behandelt werden?

Das kann vor Ort verändert werden

Es ist offensichtlich: Der katechetische Weg von Filderstadt nach Rom ist ein sehr langer. Und die Organisatoren Fischer, Wagner und Kulle aus der Liebfrauengemeinde schauen jetzt darauf, was sie bewegen können. Und da machen sie etwa auf die Feiern der Initiative Maria 2.0 aufmerksam, die an jedem ersten Donnerstag im Monat stattfinden. „Auch mit den Ausbildern und Ausbilderinnen von Diakonen und Diakoninnen soll ein Austausch stattfinden, denn es gibt in unserem Bistum bereits viele qualifizierte Frauen, die sich berufen fühlen.“

Immer weniger neue Priester

Das scheint umso wichtiger, da es um den Priesternachwuchs in der katholischen Kirche nicht gut bestellt ist. Fischer nennt Zahlen: 2021 habe es in Deutschland 48 Priesterweihen gegeben, also knapp zwei Priesterweihen für eine der 27 Diözesen. Im Jahr davor gab es noch 154 Priesterweihen. Insgesamt gab es 2021 noch 9858 Pfarreien in Deutschland, also kam ein neuer Priester auf 205 Pfarreien. In der Diözese Rottenburg/Stuttgart wurden 2022 vier Priester geweiht. Hier gibt es mehr als 1000 Pfarreien, ein neuer Priester kam also auf 225 Pfarreien. Aktuell gibt es 16 Priesteramtskandidaten.