Gerhard Lang hat aus seinem vierten Werk vorgelesen. Foto: Sarah Gräber

Gerhard Lang, Stuttgarts ehemaliger Erster Bürgermeister, stellt im Bezirksamt sein jüngstes Buch vor.

Stuttgart-Weilimdorf - Gerhard Lang schreibt seine Bücher nicht am Computer. „Ich besitze gar keinen“, sagt er. Langs Bücher entstehen ganz klassisch an der Schreibmaschine. Sein neuestes Werk, das mittlerweile vierte, stellte er am Donnerstagabend im Bezirksamt Weilimdorf vor. Es trägt den Titel „Ein Leben voller Lug und Trug“.

Zum ersten Mal hat der ehemalige Erste Bürgermeister Stuttgarts keine Autobiografie geschrieben. Es überhaupt einem bestimmten Genre zuzuordnen, fällt Lang schwer. Er selbst nennt es eine „kriminalpsychologische Studie“. Darin lassen sich Einflüsse aus seinem langen und abwechslungsreichen Berufsleben erkennen. Denn Gerhard Lang war als Rechtsanwalt, Richter am Landgericht, Gemeinderat, Parlamentarischer Berater, Ministerialbeamter und Bürgermeister tätig, bis er im Jahre 1996 in den Ruhestand ging.

Alle Personen sind frei erfunden

„Ich habe mich dieses Mal für eine fiktive Geschichte entschieden, weil ich einer bestimmten Frage nachgehen wollte“, sagt der 82-Jährige, und fährt fort: „Wie kann jemand die Situation aushalten, beruflich sehr erfolgreich zu sein, aber gleichzeitig Leichen im Keller zu haben?“

Sein Protagonist Alexander Bergson hat deshalb mit der Angst, aufzufliegen, zu kämpfen. Denn der Landgerichtspräsident hat ein dunkles Geheimnis. Als Jugendlicher wurde er straffällig und saß im Gefängnis. Er konnte jedoch fliehen und sich mit einer neuen Identität eine steile Karriere im Justizwesen aufbauen. „Die Furcht, entlarvt zu werden, zieht sich durch Bergsons ganzes Leben“, erklärt der Autor.

Mehrmals betont Lang, dass alle Personen frei erfunden sind. Da er selbst lange als Jurist tätig war, würden die Menschen annehmen, das Buch basiere auf seinen eigenen Erfahrungen. „Dem ist aber nicht so. Mein Leben hat mit Lug und Trug nichts zu tun“, sagt Lang und schmunzelt. Den Besuchern im vollen Saal gefällt dieser Humor, genau wie Langs Art, seine Lesung immer wieder zu unterbrechen, um einige Passagen frei zu erzählen. Während der Abend also ein heiterer ist, entwickelt sich der Plot tragisch.

Die Lesung von Lang soll nur ein Auftakt gewesen sein

Bergsons größte Angst wird nämlich Wirklichkeit, als Karl-Josef Schmidt, ein Bekannter aus seiner Vergangenheit, auftaucht. Schmidt weiß bestens über Bergsons kriminelle Vergangenheit Bescheid. Der Entlarvte sieht deshalb seine einzige Chance darin, Schmidt los zu werden.

Aber Lang möchte nicht zu viel verraten und fordert die Zuhörer an dieser Stelle auf: „Den Rest und alle Einzelheiten können Sie nun selbst nachlesen.“

Die Lesung von Gerhard Lang soll nur ein Auftakt gewesen sein. „Wir möchten eine Reihe mit Politikern im Bezirksrathaus Weilimdorf etablieren“, sagt Bezirksvorsteherin Ulrike Zich. Eine Fortsetzung soll es schon im Mai geben.