Wie sehr müssen sich Lehrer zurückhalten? Foto: dpa

Lehrer sollen informieren, nicht indoktrinieren, so der Leitsatz in den Büchern. Dafür braucht es keinen Lehrerpranger, kommentiert Christian Gottschalk.

Stuttgart - Es sind zwei Fragen, die sich in der Debatte rund um das Lehrerdenunziationsportalstellen, das von der AfD ins Leben gerufen wurde – beziehungsweise werden soll. Erstens: Braucht es das? Die Antwort lautet: Nein. Wer sich über seinen Pädagogen beschweren möchte, der kann dies auf anderem Wege tun. Das ist vielleicht etwas mühsamer, als wütend ein paar schnelle Schmähungen ins Internet zu hacken, aber das ist kein Nachteil. Es fördert und fordert den eigenen Denkprozess, bevor die Beschwerde formuliert wird.

Wie dürfen Lehrer Einfluss üben?

Die zweite Frage ist schwieriger zu beantworten: In wieweit dürfen Lehrer politisch Einfluss nehmen auf ihre Schüler? Das ist in der Theorie einfacher gesagt als in der Praxis getan. Lehrer sollen informieren, nicht indoktrinieren, so der Leitsatz in den Büchern. Allerdings: Wer die gleiche Meinung wie der Lehrer vertritt, der wird in dessen Aussage eine gute Information sehen – wer anderer Ansicht ist, eher die böse Indoktrination wittern.

Die Elternschaft ist in der Pflicht

Um Theorie und Praxis in Einklang zu bringen, braucht es nicht nur umsichtige Pädagogen, die ihre Ansichten nicht verstecken, sondern argumentativ belegen. Es braucht auch Umsicht auf der anderen Seite des Pultes – und in der Elternschaft. Eine Eigenschaft, die leider zunehmend in Vergessenheit gerät. Das Denunziationsportal ist ganz sicher nicht geeignet, diese Umsicht zu fördern.