Der frühere Stuttgarter OB Fritz Kuhn hat sich in Sachen Cannabis-Legalisierung über X zu Wort gemeldet. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Thomas Strobl (CDU) warnt vor „Cannabistouristen“, die zum Kiffen von Frankreich nach Deutschland reisen. Auf X lästert Alt-OB Fritz Kuhn (Grüne) nun: Über „Alkoholtouristen“ auf dem Wasen mache sich der Innenminister keine Sorgen.

Wird Baden-Württemberg bald deutlich attraktiver für das Nachbarland Frankreich? Liegt’s künftig nicht nur am Schwarzwald, an zwei Automuseen in Stuttgart oder am Schloss Heidelberg, dass Touristen aus der Grande Nation die Grenze passieren? Innenminister Thomas Strobl (CDU) rechnet mit neuen Problemen für die heimische Ordnungsmacht. „Unsere Polizei muss mehr Einsatz zeigen, um die negativen Folgen der Entscheidung der Ampel vor Ort abzumildern“, sagt er der Deutschen Presseagentur.

Das Land werde keine Ausdehnung des Schwarzmarkts „tatenlos tolerieren“, unterstreicht Strobl. Der Minister fordert, dass es deutlich weniger „Cannabis-Vereinigungen“ in Grenzregionen geben dürfe, um einem „Cannabis-Tourismus“ entgegenzutreten. Zudem müsse die Bundespolizei an der Grenze zu Frankreich künftig verstärkt kontrollieren, um den Ein- beziehungsweise Ausfuhrschmuggel von Cannabis zu unterbinden.

Fritz Kuhn (Grüne), der in seiner Amtszeit als Stuttgarter OB jeden Herbst das erste Fass auf dem Cannstatter Volksfest angestochen hat, attackiert nun den CDU-Politiker Strobl mit einem Tweet auf dem Twitter-Nachfolger X: „Über Alkoholtouristen, vulgo Sauftouristen, die im Herbst aus Italien und der Schweiz auf den Wasen kommen, hat er noch keine Sorge geäußert.“

„Das ist skurril von Thomas Strobl“

Hat sich Kuhn so sehr über den Innenminister aufgeregt, dass er sofort in den sozialen Medien reagieren wollte? „Aufgeregt habe ich mich nicht“, sagt der frühere OB auf Anfrage unserer Redaktion, „aber es ist schon skurril, was Herr Strobl da von sich gibt.“ Über viele Jahre habe sich niemand darüber echauffiert, auch nicht von der CDU, dass sehr viele Deutsche nach Holland reisen, um dort Cannabis einzukaufen. Auch die Holländer hätten sich nicht beklagt. „Sehr nüchtern“ habe er seinen Tweet deshalb verfasst, um auf den Umstand hinzuweisen, dass es auch europäische Nachbarn gibt, die wegen des Alkohols nach Deutschland reisen. Ausführlicher will sich Kuhn zu diesem Thema nicht äußern. Mit dem Tweet sei doch alles schon gesagt.

Verbessert sich damit die Tourismusbilanz?

Kiffertouristen und Sauftouristen – verbessert sich damit die Tourismusbilanz von Stuttgart Marketing noch weiter? Musicaltouristen allein tun’s wohl nicht mehr. Mit seinem Tweet zeige der Alt-OB, was er mit dem Cannstatter Volksfest verbindet – so sehen es die einen. Andere dagegen finden: Der Alkohol auf dem Wasen richte viel Schlimmeres an als Gras, das sich rauchen lässt. Gut sei’s, dass dies mal angesprochen werde.

Wer weiß, vielleicht treffen sich im Herbst am Neckarstrand Franzosen mit Italienern und Schweizern, auf dass jeder seinem Rauschbedürfnis in europäischer Verbundenheit nachgeht? Alkoholfreies Bier gibt’s zumindest schon. Wann kommt der Joint ohne Wirkung?