Vor der Finanzkrise deckte sich die LBBW jahrelang mit milliardenschweren Wertpapieren ein, die leider nicht hielten, was der Name versprach. Nun wurde sie ein großes Paket los. Dabei entstand zwar ein hoher Verlust, doch damit sind die Eigentümer zugleich die Risiken losgeworden.
Stuttgart - Stuttgart - Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat hochriskante Wertpapiere im Umfang von 4,7 Milliarden Euro verkauft. Das Paket war in der Bankenkrise von der LBBW an eine Landesgesellschaft übergegangen, um das Eigenkapital des Instituts zu schonen. In der Gesellschaft schlummern weitere Altlasten im Umfang von fünf Milliarden Euro.
Beim Verkauf des Verbriefungsportfolios am Mittwoch an internationale Investoren hat die LBBW einen mindestens dreistelligen Millionenverlust eingefahren. Die Bankeigentümer Land, Sparkassenverband und Stadt Stuttgart zeigen sich dennoch erleichtert, weil ihr Haftungsrisiko gesunken ist – und weil nicht die komplette, seit etwa zwei Jahren von der Bank an die Landesgesellschaft zu zahlende Garantiegebühr in Anspruch genommen werden musste. „Dass jetzt trotzdem noch ein stattlicher Geldbetrag aus der Garantiegebühr übrig bleibt, ist umso erfreulicher“, kommentierte Sparkassenpräsident Peter Schneider den rasch über die Bühne gegangenen Handel. Der Stuttgarter Gemeinderat hatte ihn in einer Sondersitzung erst am 24. Juli gebilligt. Das Verfahren war als überstürzt und intransparent kritisiert worden. Stuttgarts Finanzbürgermeister Michael Föll zeigte sich am Mittwoch erfreut über den Handel, erinnerte aber an die weiter vorhandenen Risikopapiere.
Es geht um 491 Wertpapiere mit Immobilienkrediten aus mehreren Ländern
Über Details der Transaktion werde „wie in solchen Fällen üblich Stillschweigen vereinbart“, teilte die LBBW-Pressestelle am Mittwochabend mit. Ein paar Details lassen sich dennoch nenne: Das jetzt verkaufte Paket setzt sich aus 491 Einzeltiteln verbriefter Immobilienkredite vor allem aus den USA, Großbritannien und Spanien zusammen. Die Titel haben mehrheitlich eine Laufzeit bis 2030, ein Teil wäre erst 2080 fällig geworden. 2,8 der 4,7 Milliarden waren nach internationalen Bewertungsstandards als schlecht einzustufen; 1,5 Milliarden Euro als besonders schlecht, weil die Wahrscheinlichkeit als hoch gilt, dass der jeweilige Schuldner nicht zahlen kann.
In dem als „streng vertraulich“ deklarierten Sitzungspapier der Stadt heißt es, dass der Verkauf des Portfolios „sehr kurzfristig erfolgen“ solle, weil mit Blick „auf die erwartete Zinswende, wegfallende Liquiditätsmaßnahmen in den USA und Großbritannien, die Staatsschulden- und Bankensituation insbesondere in Südeuropa sowie die geopolitische Lage (Ukraine-Krise) ein erhebliches Rückschlagspotenzial“ bestehe.
Wegen der extrem niedrigen Zinsen zeigten nun offenbar dennoch mehrere Hedgefonds Interesse, so dass es zu einem Bieterverfahren kam.
Beim Verkauf entstanden Verluste, doch diese sind in der Bilanz bereits verdaut
Der Verkauf soll die LBBW-Bilanz trotz des Verlustes nicht treffen, weil die Papiere bereits über Jahre mit einem „first loss“ der LBBW im Umfang von 900 Millionen Euro abgeschrieben worden waren. Nun ungeschoren davonzukommen, hatte der LBBW-Vorstandsvorsitzende Hans-Jörg Vetter vor zwei Wochen auch dem Stuttgarter Gemeinderat versprochen. Die Eigentümer hatten in den Vorjahren bereits wegen niedriger oder ausgefallener Ausschüttungen geblutet.
Land, Sparkassen und Stadt haften weiter für das Sealink-Portfolio im Umfang von noch fünf Milliarden Euro aus der Übernahme der SachsenLB. Bevor deren Haftung greift, muss allerdings der Freistaat mit bis zu 1,75 Milliarden Euro für Ausfälle geradestehen. Das Paket ist im Rating noch deutlich schlechter als das jetzt verkaufte.
Die Debatte darüber, ob der Überschuss aus der Garantiegebühr (ein dreistelliger Millionenbetrag) ausgeschüttet werden sollte, dürfte nach der Sommerpause beginnen.