Die Museumsleiterin Illja Widmann zeigt einen Jacquardwebstuhl im Haus der Handweberei, das in Sindelfingen in einem denkmalgeschützten Haus untergebracht ist. Foto: Archiv/ Ruchay-Chiodi

Die Handweberei hat in Sindelfingen eine lange Tradition. In der ehemaligen Webschule am Corbeil-Essonnes-Platz wird das Kulturgut mit Kursen und Workshops hochgehalten. Jetzt erfährt die Handweberei eine besondere Würdigung.

Die Sindelfinger Handweberei ist in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes Deutschlands aufgenommen worden. Die Auszeichnung wird an diesem Donnerstag in Potsdam feierlich übergeben.

Bei der Bewertung durch das Fachkomitee wurde vor allem gewürdigt, dass die Verantwortlichen der Bürgerschaft ermöglichen, über vielfältige Medienangebote und Workshops an der Handweberei als traditionelle Handwerkstechnik teilzuhaben und sie zu erleben. Hier ist insbesondere der Verein Interessengemeinschaft Handweberei (IGH) in Zusammenarbeit mit der Stadt engagiert. Seit vielen Jahren erleben sowohl die Ausbildungs- und Fortbildungskurse der IGH für Erwachsene als auch die Kinderkurse im Webereimuseum einen großen Zulauf. „Das umfassende Angebot ist dank des ehrenamtlichen Engagements und des umfassenden Einsatzes der Vereinsmitglieder möglich“, lobt Oberbürgermeister Bernd Vöhringer.

Seit dem Jahr 2000 befindet sich in in der ehemaligen Webschule am Corbeil-Essonnes-Platz 4 das Sindelfinger Webereimuseum. Die IGH und die Stadt betreiben hier das „Haus der Handweberei“ und kümmern sich um die Erhaltung der bedeutsamen Kulturtechnik und deren lebendige Weiterentwicklung. „Dank der Unterstützung der Stadt kann im Haus der Handweberei die Tradition der Sindelfinger Webschule in einer zeitgemäßen Form auch nach über 150 Jahren fortgeführt werden“, sagt die IGH-Vorsitzende Ursula Ebel.

In Sindelfingen hat die Handweberei eine lange Tradition und war ab dem 19. Jahrhundert auch ein bedeutender Wirtschaftszweig. Die Stadt finanzierte ab dem Jahr 1869 Kurse in der hochspezialisierten Technik der Jacquardweberei und stellte dafür einen Zeichenlehrer ein. 1900 wurde in Sindelfingen dann eine neue Webschule erbaut. In dem denkmalgeschützten Gebäude befindet sich seit 2000 das Webereimuseum.

Berufsfachschule in Sindelfingen wurde 2001 geschlossen

Der IGH-Verein entwickelte sich aus dem 1953 gegründeten Bundesfachverband der Handweber und übernahm nach der Schließung der Berufsfachschule für Weberei und Webgestaltung in der Gottlieb-Daimler-Schule in Sindelfingen im Jahr 2001 den Unterricht der Gesellen. Bis heute werden vielfältige Kurse angeboten, vom Anfängerkurs über spezielle Techniken wie zum Beispiel das Bandweben oder die Computersteuerung am Handwebstuhl.

Das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes wird in einem mehrstufigen Verfahren von der Deutschen Unesco-Kommission und verschiedenen deutschen staatlichen Stellen im Rahmen der nationalen Umsetzung des UNESCO-Übereinkommens erstellt. Aktuell umfasst dieses Verzeichnis 144 Einträge deutschlandweit, darunter auch die Amateurmusikpflege in Baden-Württemberg oder der Markgröniger Schäferlauf.

Mehr zur Webschule und zu den Kursen unter www.haus-der-handweberei.de im Netz.