Vom echten Indianer bis zur allerersten Zündkerze: Bei der langen Nacht der Museen ist für jeden etwas dabei.
Stuttgart - Bei der langen Nacht der Museen sind am Samstag wieder 90 Museen und Galerien beteiligt. Um alles anzuschauen ist die Nacht viel zu kurz. Wir haben uns durch das Programm gewühlt, um die Qual der Wahl zu erleichtern.
Für Oldtimer
Eine alte Straßenbahn verkehrt zwischen Straßenbahnwelt und Berliner Platz. Zwischen dem Auwärter-Omnibus-Museum in Möhringen und dem Pressehaus fährt ein Oldtimer-Bus. Außer historischen Bussen gibt es etwa 200 Oldtimer aus Privatbesitz zu sehen. Das Pressehaus in Möhringen bietet neben Führungen durch die hochmoderne Druckerei auch Einblicke in Stuttgarts Vergangenheit. In einer Dauerschleife sind bekannte und unveröffentlichte Privatfilme aus der Reihe „Stuttgarter Filmschätze“ zu sehen.
Für Mitmacher
Im Haus der Geschichte können Besucher ihre Erinnerungen an Ereignisse wie die Stammheim-Prozesse oder den Besuch Gorbatschows in Stuttgart als Videobotschaft aufnehmen und mit anderen teilen. Bei der Künstlergruppe Experiment in der Weberstraße dürfen Besucher selbst den Pinsel in die Hand nehmen. Im Theodor-Heuss-Haus kann man sich ab 21 Uhr von Karikaturist David Müller porträtieren lassen. Im Veranstaltungsraum Oberwelt in der Reinsburgstraße sind die Kunstfreunde frei nach Goethes Faust dazu aufgerufen, das Feld, das sie beackern, selbst zu düngen. Gespendeter Stuhl wird dort als Düngemittel verwendet, der Spender erhält im Juli eine Topfpflanze, die auf seinem eigenen Mist gewachsen ist.
Für Neugierige
Neu dabei ist die Galerie Ross und Ross in der Friedrichstraße. Hier ist auf 300 Quadratmetern internationale zeitgenössische Kunst in allen Variationen geboten. Hinter dem Namen Anticouch verbergen sich sechs Studenten der Kunsttherapie, die ihre Werke im Jugendhaus Mitte ausstellen. Die Urban Art Gallery zeigt melancholische Bilder des Künstlers Marc Woehr. Bei der kleinen Galerie Kunst im Hinterhaus in der Breitscheidstraße kann man sich von den Künstlern selbst durch die Ausstellung führen lassen. Auch im Atelier 89 in der Seyfferstraße kann man sich mit den Künstlern über ihre Papierskulpturen und Lichtobjekte unterhalten.
Für Traurige
Zum letzten Mal bei der langen Nacht ist die Galerie Renz in der Sophienstraße dabei. Galeristin Ingrid Renz zeigt Druckgrafiken, bevor die Galerie nach Fellbach umzieht. Auch Wolfgang Seitz’ Raum für Kunst am Nordbahnhof wird es demnächst nicht mehr geben. Am Samstag werden dort Klangskulpturen zu sehen sein. Das Atelierhaus OP Nord zeigt seine letzte Sonderausstellung zu 50 Jahren Städtepartnerschaft Stuttgart-Straßburg. Die Waggons am Nordbahnhof, die dem Projekt Stuttgart 21 weichen müssen, zeigen mehrmals das 20-minütige Theaterstück „El Ultimo Tren“.
Für Technikfreunde
Normalsterblichen sonst verschlossen sind das Bosch-Archiv auf dem Pragsattel und die Alcatel-Lucent Museumswerkstatt. Im Bosch-Archiv ist unter anderem die erste Zündkerze zu sehen, die Robert Bosch entwickelt hat. Bei Alcatel-Lucent erfährt man, wer das Telefon wirklich erfunden hat. Auch der Tiefbunker in Feuerbach, das Wasserkraftwerk in Bad Cannstatt und eine Ballettperformance der Kräne im Stuttgarter Hafen sind nicht alle Tage zu sehen.
Für Kinder
Für Kinder beginnt die lange Nacht um einiges früher als für die Erwachsenen. Im Jungen Schloss im Landesmuseum können Kinder ab 16 Uhr eine königliche Krone basteln, als Mammutjäger auf Spurensuche gehen oder in die Rolle eines Burgfräuleins oder Ritters schlüpfen. Im Haus der Geschichte wird ab 16 Uhr nach dem Schatz von echten Räubern wie dem Hannikel oder der Schwarzen Christina gesucht. Im Weissenhof-Museum erfahren Kinder bei Führungen um 16.30 und 17.30 Uhr Dinge, die Erwachsene auch gerne wüssten: Warum stehen die Häuser dort auf Pfeilern und warum haben sie nur einen großen Wohnraum? Im Linden-Museum wartet ab 16 Uhr ein echter Indianer darauf, den Kindern seine Tänze l vorzuführen.
Für Ausdauernde
Am längsten geht die Party im Mercedes-Benz-Museum, dort legen die SWR3-DJs bis 4 Uhr morgens auf, ein verlängerter Shuttle-Service zum Karlsplatz sorgt dafür, dass alle wieder nach Hause kommen. Auch im Kunstmuseum am Schlossplatz, im Museum Schloss Rosenstein, in den Ateliers im Friedel, im Tango Ocho, im Atelier Unsichtbar, im Omnibusmuseum, in der Galerie ak1 und im Werkstatthaus wird aufgelegt. Wenn auch nur bis um zwei Uhr.