Werden weniger: Schäfer und seine Schafe Foto: dpa-Zentralbild

Seit Jahren geht die Zahl der Schafe und deren Hüter in Baden-Württemberg zurück.

Stuttgart - Dicht gedrängt stehen sie da und zupfen Grasbüschel ab. Ein zartes "Mäh" tönt aus der Menge hervor. Der Anblick einer friedlich grasenden Schafherde erfreut viele. Doch die Tiere tun nicht nur der Seele gut. "Ohne Schafe hätten wir heute keine freie Sicht. Die Landschaft würde aus Wald, Büschen und Dickicht bestehen", sagt Leopold Peitz, der Leiter der Versuchsstation für Tierhaltung an der Universität Hohenheim. Dass das auch so bleibt, dafür sorgen größtenteils ebenfalls Schafe.

"Wir alle wollen Landschaften wie die Schwäbische Alb erhalten. Aber dafür aufkommen, das möchte niemand", klagt Hubertus Both, der dem Vorstand des Landesschafzuchtverbandes angehört. Die Tiere seien unter anderem deshalb gut geeignet für die Landschaftspflege, weil ihr Tritt den Boden kaum belastet. Außerdem seien sie bei der Auswahl ihrer Nahrung genügsam, so der Wissenschaftler Peitz.

"Die Schafe würden mir fehlen"

Both verweist auf eines der Probleme der Schäferei: die mangelnde finanzielle Unterstützung. "Ich bekomme rund 3600 Euro im Jahr gezahlt. Für mich rechnet sich das einfach nicht", sagt Schäfer Peter Stirm aus dem Ostalbkreis. Das Geld erhält er teils vom Land, teils von seiner Kommune. Sein Wunsch wäre es, ganz von diesen Subventionen wegzukommen. "Die Schäfer können sich oft nicht mal eine Ersatzkraft oder Sozialabgaben leisten", sagt Both.

"Schafe sind nachhaltiger, umweltfreundlicher und kostengünstiger als Maschinen."Mit dieser Begründung kündigte Agrarminister Alexander Bonde (Grüne) dieser Tage an, die Schafhalter weiterhin zu unterstützen. Doch für Both reicht das nicht aus. "In den vergangenen Jahren hat sich nichts verändert, eher im negativen Sinne", stellt er fest. Seit Jahren geht die Zahl der Schafe und deren Hüter zurück. Waren es im Jahr 1999 noch 295.000 Tiere, sind es heute 280.000. Der Verlust bei den Schäfern liegt bei rund 1000. Aktuell gibt es in Baden-Württemberg 3700 Schafhalter.

Bei diesen schwierigen Bedingungen sei es schwer, Nachwuchs für den Beruf zu finden, so Both. "Von zehn Schäfern werden sicher sechs bis sieben keinen Auszubildenden haben", meint er. Bei Johanna von Mackensen aus Gomadingen ist dies momentan so. "Viele Betriebe haben die Möglichkeit auszubilden, können sich das finanziell aber einfach nicht leisten", erzählt sie.

Für Schäfer Stirm gibt es trotz allem Gründe weiterzumachen: "Seit 40 Jahren kenne ich nichts anderes. Die Schafe würden mir fehlen."