Der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall, Stefan Wolf, hat sich für eine schwarz-grüne Koalition in Baden-Württemberg ausgesprochen. Foto: dpa

Nach Anlaufschwierigkeiten hat sich der grüne Regierungschef Kretschmann zum Wirtschaftsversteher gemausert. Selbst Unternehmer mit CDU-Parteibuch wollen auf die Fachkompetenz der Grünen nicht verzichten.

Stuttgart - Metall-Arbeitgeberchef Stefan Wolf hat sich für eine Koalition aus CDU und Grünen im Südwesten ausgesprochen. „Ich sehe in Schwarz-Grün eine vernünftige Option, eine solche Koalition kann ich mir in Baden-Württemberg gut vorstellen“, sagte der Südwestmetall-Vorsitzende der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die Landtagswahl 2016. Im Gegensatz zur schwarz-roten Bundesregierung schenke die grünen-geführte Landesregierung der Wirtschaft Gehör.

„In weiten Teilen der Politik wird die Wirtschaft gar nicht mehr gehört, unsere Themen werde nicht mehr verstanden, geschweige denn vertreten“, sagte der Vorstandschef des Dettinger Autozulieferers ElringKlinger (Kreis Reutlingen) in Stuttgart. Wolf erachtet den Spitzenkandidaten der CDU für die Landtagswahl, Guido Wolf, als offen für eine schwarz-grüne Koalition. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte zu Koalitionsspielen immer gesagt, er sei „Gegner irgendeiner Ausschließeritis“.

Im Bundestag sitzen nach Wolfs Einschätzung kaum Menschen mit wirtschaftlicher Kompetenz. Als Beispiel nannte er die aus seiner Sicht wirtschaftsfeindliche Einführung der Rente mit 63. Dagegen zeichne sich Kretschmann durch ein klares Verständnis von Wirtschaft aus. „Wir fühlen uns bei den Grünen im Land in vielen Themen gut aufgehoben“, sagte der Manager mit CDU-Parteibuch.

Die baden-württembergischen Grünen seien „anders gestrickt“ als die Kollegen im Bund, betonte Wolf. Sie seien fach- und sachorientiert und hätten erkannt, worauf es ankommt, um ein wirtschaftlich starkes Land wie Baden-Württemberg an der Spitze zu halten. So sei das Bildungszeitgesetz nach Protesten der Wirtschaft abgeschwächt worden. „Das geht auch auf das Konto des Ministerpräsidenten, dass unsere Belange berücksichtigt wurden.“ Auch in Hessen funktioniere die schwarz-grüne Koalition. Wolf fügte mit Blick auf die SPD hinzu: „Die Grünen haben nur nicht den richtigen Koalitionspartner.“

Kritisch sieht Wolf Verkehrsminister Hermann

Die bei den Grünen umstrittene, aber aus seiner Sicht richtige Zustimmung Kretschmanns zum Asylkompromiss im Bundesrat zeige, dass es Politiker gebe, die sachorientiert entscheiden und sich auch über Parteigrenzen hinwegsetzten. „Solche Leute mit Profil brauchen wir in der Politik“, sagte der Südwestmetall-Chef.

Die Grünen-Landesvorsitzenden Thekla Walker und Oliver Hildenbrand sagten: „Wir freuen uns natürlich, dass sich die Wirtschaft bei uns gut aufgehoben fühlt.“ Baden-Württemberg werde von Grün-Rot gut regiert. Deshalb seien Spekulationen über Schwarz-Grün kein Thema: „Wir sind nicht auf Brautschau.“ Überdies habe die Südwest-CDU keinen Plan, wie sie Baden-Württemberg gestalten will.

Einzelne grüne Minister wie die Chefin des Wissenschaftsressorts, Theresia Bauer, leisteten sehr gute Arbeit. „Bauers Hochschulpolitik bringt die Hochschulen im Land wieder auf einen bundesweiten Spitzenplatz“, so Wolf. Auch Umweltminister Franz Untersteller sei ein pragmatischer Mensch, der Probleme erkenne und zu lösen versuche.

Kritisch sieht Wolf hingegen Verkehrsminister Winfried Hermann. Dieser setze die falschen Schwerpunkte, sagte Wolf. „Radwege haben wir im Land genug - wir brauchen wirklich neue Straßen.“ Die wegen hohen Verkehrsaufkommens langen Fahrwege fügten dem Land volkswirtschaftlichen Schaden zu.