Deutschlands größte Landesbank rechnet für das laufende Jahr nun mit einem Vorsteuergewinn von mehr als einer Milliarde Euro.
Bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) laufen die Geschäfte unter anderem dank höherer Zinsen weiterhin rund. Nach einem starken Ergebnis im ersten Halbjahr erhöhte die Bank nun ihre Prognose erneut. Im laufenden Jahr rechnet die LBBW nun mit einem Vorsteuergewinn von mehr als einer Milliarde Euro. Zunächst war Deutschlands größte Landesbank für 2023 unter dem Strich von einem Ergebnis „im oberen dreistelligen Millionenbereich“ ausgegangen. Bereits im Juni hatte Vorstandschef Rainer Neske dann von etwa einer Milliarde Euro gesprochen.
Die Landesbank konnte den Angaben nach in den ersten sechs Monaten des Jahres ein deutliches Gewinnplus verzeichnen. Nach vorläufigen Zahlen erhöhte sich das Ergebnis vor Steuern im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 um 45 Prozent auf 691 Millionen Euro. Unter dem Strich blieben davon 488 Millionen Euro übrig. Das sei das beste Ergebnis seit der Einführung der aktuellen Rechnungslegung 2007.
22 Prozent mehr als im Vorjahr
Ein großer Teil der Gewinnsteigerung ging auf das Geschäft der Berlin Hyp zurück. Die LBBW hatte den Immobilienfinanzierer zum 1. Juli 2022 übernommen. In den Vergleichszahlen ist die Berlin Hyp folglich noch nicht enthalten. Ohne dieses Geschäft liegt das Ergebnisplus immer noch bei rund 34 Prozent. Alle vier Unternehmensbereiche trugen demnach mit einem dreistelligen Millionenbetrag zum Ergebnis bei.
Die Erträge – also alle Einnahmen der LBBW – lagen im ersten Halbjahr bei rund zwei Milliarden Euro. Das waren 22 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Neben der Berlin Hyp hätten kräftige Zuwächse bei Unternehmen und Privatkunden zur Ertragsentwicklung beigetragen. Die Bilanzsumme der LBBW lag Ende Juni bei 364 Milliarden Euro.
Landesbank-Chef Rainer Neske sagte: „In einem wirtschaftlich anspruchsvollen Umfeld sind wir im Kundengeschäft spürbar gewachsen und haben unsere Risiken weiterhin im Griff. Wir sind sehr zuversichtlich, auch unsere Ziele für das Gesamtjahr erreichen zu können.“ Allerdings bereite die gesamtwirtschaftliche Lage zunehmend Sorge. „Die deutsche Wirtschaft stagniert, die strukturellen Probleme des Standorts werden mehr und mehr sichtbar.“ Hier sei in erster Linie die Politik gefordert. „Als Bank werden wir unseren Kunden in dieser schwierigen Zeit weiterhin zur Seite stehen.“
Trotz des trüben Konjunkturausblicks für Deutschland hält die LBBW die Gefahr von Kreditausfällen für gering. Die Risikovorsorge beließ die Bank mit 86 Millionen Euro kaum verändert auf einem niedrigen Niveau. Im ersten Halbjahr des Jahres 2022 hatte sie bei 85 Millionen Euro gelegen. Der weit überwiegende Teil des Sicherheitspuffers entfällt dabei laut einer Unternehmenssprecherin mit 83 Millionen Euro auf Rückstellungen, mit denen sich die LBBW für mögliche Marktverwerfungen im Bereich von Immobilienentwicklungen wappnet. Die tatsächliche Risikovorsorge gegen Kreditausfälle liegt damit bei lediglich drei Millionen Euro.