Das betroffene Areal an der Oeffinger Hauptstraße am Donnerstag zur Mittagszeit – vorne das defekte, aus dem Erdreich geholte Rohr Foto: Gottfried Stoppel

Ursache in Oeffingens Ortsdurchfahrt ist nach Angaben der Stadtwerke ein Riss im Rohr. Die Leitung wurde binnen weniger Stunden ausgetauscht, sodass die Anwohner wieder Frischwasser haben. Die Sperrung der Hauptstraße dauert allerdings länger an.

Noch am Vorabend mahnten einige Stadträte mit Blick auf den sich weiter hinziehenden Umbau der nördlichen Bahnhofstraße in Fellbach, dass man angesichts der betagten Leitungen im Untergrund nicht mehr allzu lange warten sollte mit dem Beginn. Fast ein ironischer Schlenker des Schicksals, dass anderntags keine fünf Kilometer nördlich des Rathauses ausgerechnet eine betagte Leitung im Untergrund des Stadtteils Oeffingen schlapp machte: Ein Wasserrohrbruch unterspülte den Asphalt, der aufquoll, sodass größere Löcher in die Straße gerissen wurden. Der Schaden am Rohr ist mittlerweile behoben, die Ortsdurchfahrt selbst wird allerdings noch etliche Tage nicht befahrbar sein.

 

Zur Schadensstelle geht es nur zu Fuß oder mit dem Rad

Wer sich am Donnerstagmittag zu Fuß oder mit dem Fahrrad dem Ausgangspunkt des Oeffinger Schlamassels nähert – mit dem Auto muss man deutlich vorher stoppen – wird angesichts der Dimensionen nicht gerade vor Ehrfurcht erstarren: Lediglich etwa sechs auf sechs Meter umfasst die Absperrung. Die eigentliche neuralgische Stelle ist aufgebaggert, das alte Rohr mit dem Riss liegt oben neben dem aufgebuddelten Loch. Drunten ist bereits die neu eingebaute Wasserrohrleitung erkennbar.

„Der Wasserrohrbruch wurde am Mittwoche gegen 15.50 Uhr bemerkt“, erläutert Timo Schlotz, der Technische Betriebsleiter der Stadtwerke Fellbach (SWF). „Es ist die Hauptversorgungsleitung für Frischwasser, eine 300er Leitung, also mit 30 Zentimeter Durchmesser.“ Diese Leitung zieht sich einmal komplett durchs Stadtgebiet, zwischen dem Wasserturm in Oeffingen und den Hochwasserbehältern am Kappelberg.

Dank der Messgeräte am Wasserturm, welche permanent die Auslaufmengen erfassen, konnte im Nachgang festgestellt werden, dass sich der Rohrbruch um exakt 15.27 Uhr ereignet hatte. Als die SWF-Fachkräfte vor Ort eintrafen, stellten sie umgehend die Schieber auf beiden Seiten der Rohrbruchstelle ab. Allerdings war das Erdreich schon mit reichlich Wasser getränkt, die Teerabdeckung wurde aufgerissen.

Einschränkungen für den Bus

„Der Bereich wurde sehr schnell aufgegraben, die Leitung freigelegt, in den Abendstunden wurde das defekte Leitungsstück herausgeschnitten und durch ein neues Teil ersetzt“, eine Gussleitung, eine metallische Legierung. „Bis 24 Uhr waren alle Anlieger wieder mit Wasser versorgt.“ Verkehrsteilnehmer müssen sich allerdings in Geduld üben: „Die Asphaltarbeiten an der Hauptstraße werden wohl noch bis Ende nächster Woche dauern“, schätzt Schlotz. Die Stadt hat eine weiträumige Umleitung vorgesehen. Der Verkehr wird über die Freibergerstraße, Höhenstraße und Ludwigsburger Straße dirigiert. Auch für den Bus gibt es Einschränkungen, einige Haltestellen können nicht angefahren werden. So teilen die Stuttgarter Straßenbahnen mit: „Wegen einer Verkehrsbehinderung wird die Buslinie 60 zwischen den Haltestellen Dorfwiesen und Dieselstraße umgeleitet. Die Busse der Linie 60 fahren in Fahrtrichtung Oeffingen ab der Haltestelle Schmiden Dorfwiesen direkt zur Haltestelle Oeffingen Daimlerstraße und weiter bis zur Endhaltestelle Oeffingen Dieselstraße. Die Haltestellen Alemannenstraße, Gemeindezentrum und Klosterplatz können nicht bedient werden.

In Fahrtrichtung Untertürkheim Bahnhof fahren die Busse der Linie 60 ab Oeffingen Dieselstraße regulär über Daimlerstraße bis Oeffingen Rathaus. Von dort werden die Busse zur Haltestelle Dorfwiesen umgeleitet. Die Haltestelle Alemannenstraße kann nicht bedient werden.“

Und wie marode sind die vermeintlichen „Methusalem-Wasserleitungen“ tatsächlich? Auch in Oeffingen stammen sie „aus der Gründerzeit“, sagt Schlotz. Sie liegen seit dem Jahr 1903 dort und feiern quasi ihr 120-jähriges Betriebsjubiläum. „Das heißt aber nicht, dass diese Leitungen schlecht sind“, beteuert der Stadtwerke-Technikchef. Man könne nicht pauschal sagen, dass ältere Leitungen anfälliger seien. „Was in Oeffingen konkret die Ursache war, ist schwierig abzuschätzen.“ Auch bei neuen Leitungen gebe es hin und wieder Rohrbrüche. „Generell ist unsere Versorgungssicherheit sehr hoch, wir reagieren immer sehr schnell, und wir tauschen auch extrem viel aus, das sind aber ja auch Dutzende und Dutzende von Leitungen“,sagt Schlotz.

Bei den angemahnten Wasserleitungen in der Fellbacher Bahnhofstraße sei klar, „dass man in den nächsten Jahren ran muss“. Wohl nicht sofort, „aber 20 Jahre können wir nicht warten“, mahnt auch Schlotz.

Die Esslinger Straße wurde zur Seenlandschaft

Extremer und weithin sichtbarer war übrigens ein Wasserrohrbruch in Fellbach an der zentralen Kreuzung bei Pflanzen Kölle im August 2016. „Die Esslinger Straße wird zur Seenlandschaft“, lautete die Schlagzeile in unserer Zeitung, die Riesenpfütze hatte Ausmaße von geschätzt 80 auf 30 Meter. Aus der Entfernung sah es so aus, als fahre die Stadtbahn auf einem Damm am Meer entlang. „Dieser Rohrbruch gilt bei uns mittlerweile als Referenzgröße“, sagt Schlotz, nach dem Motto: „Ist das Ausmaß ähnlich hoch wie an der Esslinger Straße?“

Wenige Wochen davor, im Juli 2016, war die Straße zwischen Fellbach und Luginsland nach einem Wasserrohrbruch mehr als eine Woche gesperrt. Im Oktober 2022 Jahr wiederum war die Devizesstraße in Waiblingen betroffen, dort gab es einige Wochen kein Durchkommen in Richtung Bahnhof.