Am Abend herrscht am Marienplatz oft Partystimmung. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Weil es am Marienplatz oft zu laut und locker zugeht, sollen nun Respektlotsen Störenfriede ins Gebet nehmen. Im vergangenen Jahr waren die Ehrenamtlichen noch in den Freibädern unterwegs gewesen, wo es zu Zwischenfällen gekommen war.

S-Süd - Oft sind es nur kleine Dinge, die helfen, den sozialen Frieden zu wahren: die Musik etwas leiser zu drehen oder aber die Maske ordentlich aufzusetzen. Auf dem Marienplatz, wo bei halbwegs verträglichem Wetter viele Menschen zusammenkommen, steigt der Lärmpegel rasch, und mancher Passant fühlt sich nicht sicher. Nun sollen sogenannte Respektlotsen ihre Runden auf dem Platz drehen. Das sind Ehrenamtliche, die Leute höflich auffordern, sich so zu verhalten, dass andere sich nicht belästigt fühlen.

Die Idee stammt vom Sicherheitsbeirat, einem Gremium aus Vertretern des Bezirks, der Polizei, der Abfallwirtschaft, der Jugendsozialarbeit, des Ordnungsamtes, Gastronomen vom Platz und anderen, die sich über die Situation auf dem Marienplatz ausgetauscht haben. Anlass waren vermehrte Klagen über Lärm und Abfall. Respektlotsen, so glaubt man im Sicherheitsbeirat, können helfen, die Situation zu entschärfen.

Respekt geben und teilen

Erfunden wurde dieses Ehrenamt von der Stabsstelle Sicherheitspartnerschaft in der Kommunalen Kriminalprävention und der Abteilung Integrationspolitik nach einer Reihe von Vorfällen in Stuttgarter Freibädern. Ziel des Projektes war und ist es, in der Öffentlichkeit für Respekt und ein faires Miteinander zu werben. Neben dem Polizeipräsidium und den Bäderbetrieben sind der Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart, das Gemeinschaftserlebnis Sport und die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft beteiligt.

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Die Ehrenamtlichen werden von Fachleuten in Konfliktbewältigung und Kommunikationsstrategien geschult. Mit der Maßgabe, „Respekt geben. Respekt teilen“ begeben sich die Lotsen in gemeinsame Einsätze im halböffentlichen und öffentlichen Raum, sagt Gregor Belgardt, der Leiter der Stabsstelle Sicherheitspartnerschaft. Dabei bemühen sie sich um Augenhöhe mit ihrem jeweiligen Gegenüber. Dafür sind die persönlichen Hintergründe der Respektlotsen von Bedeutung.

Gute Gesprächsangebote

Da coronabedingt in diesem Jahr die Freibäder aus dem Fokus geraten sind, waren die Respektlotsen nun auch in anderen öffentlichen Räumen unterwegs. „Dabei wurden bislang äußerst positive Erfahrungen gemacht, die deutlich machen, dass auch junge Menschen ernsthaft vorgetragene Gesprächsangebote gerne wahrnehmen“, sagt Gregor Belgardt.