Der Putin-Kritiker Serebrennikow wollte an der Stuttgarter Oper „Hänsel und Gretel“ inszenieren. Foto: dpa

Der Regisseur und Putin-Kritiker Kyrill Serebrennikow soll mundtot gemacht werden.

Stuttgart - Die Proteste aus aller Welt, vor allem auch aus Russland selbst, haben nichts genützt: Ein Moskauer Haftrichter hat gegen den Film- und Theaterregisseur Kyrill Serebrennikow Hausarrest verhängt, vorerst bis zum 19. Oktober. Es bestehe Flucht- und Verdunkelungsgefahr. Dem Künstler werden Unterschlagungen staatlicher Fördergelder in Höhe von umgerechnet knapp einer Million Euro vorgeworfen. Serebrennikows Anwalt hatte die Freilassung des Regisseurs gegen Kaution beantragt – eine Kaution just in Höhe der angeblichen Schadenssumme.

Dass der Richter dieser schlüssigen Alternative nicht folgte, legt nahe, dass es bei dem gesamten Verfahren nicht um Finanzen geht, sondern um ein Exempel: Der Putin-Kritiker Serebrennikow soll eingeschüchtert und bis auf Weiteres mundtot gemacht werden. Die auf den ersten Blick absurd anmutende Sonderauflage, der Regisseur dürfe während des Arrests weder ein Theater besuchen noch an Filmen drehen, zielt direkt gegen die regierungskritische Arbeit Serebrennikows. Unter diesen Umständen wird es nun sehr schwer für die Stuttgarter Staatsoper, wie geplant am 22. Oktober eine neue Inszenierung des Russen im hiesigen Staatstheater zu zeigen. Sehr schwer? Eigentlich ist es unmöglich. Doch die Oper hält fest am Projekt: ein wichtiges Signal gen Moskau.

tim.schleider@stzn.de