Die Verkäuferinnen im Kinderkaufhaus sind von den Kürzungen bisher verschont geblieben. Foto: Achim Zweygarth

Das Frauenunternehmen Zora hat nach den Kürzungen des Bundes Stellen für Arbeitsgelegenheiten streichen müssen. Das Land kann die Kürzungen des Bundes nur abmildern.

S-Ost - Lachen klingt durch das Kinderkaufhaus Zorella an der Hackstraße in Stuttgart-Ost. Zwei Verkäuferinnen sortieren Kinderkleider, unterhalten sich dabei. Eine junge Mutter mit Kinderwagen stöbert die Strampler auf der Suche nach etwas Passendem durch, eine andere geht zielstrebig zu den bei Jungs so begehrten Fußball-Trikots. Das Kaufhaus des Frauenunternehmens Zora hat sich zu einem Treffpunkt für Mütter im Stadtbezirk entwickelt, während die Kleinen in der Spielecke Spaß haben, können sich die oft alleinerziehenden Frauen austauschen.

Alles nimmt also seinen normalen Gang – aber nur scheinbar. Hinter den Kaufhauskulissen – es gibt auch noch das SecondHandKaufhaus und den z.megastore – herrscht Unruhe. Was von der Politik ganz harmlos „Instrumentenreform“ genannt wurde, hat gravierende Auswirkungen auf die Projekte von Sozialunternehmen wie der Zora oder auch der Neuen Arbeit. Dort ist beispielsweise das nahe Kulturwerk in der Ostendstraße betroffen.

44 Stellen wurden gestrichen

Durch diese Reform fehlen allein in Baden-Württemberg 3,5 Milliarden Euro etwa für Projekte, durch die benachteiligte Menschen wieder einen Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen sollen. Für das Frauenunternehmen Zora, das als gemeinnützige GmbH firmiert, bedeutet das konkret, dass die Mittel für die sogenannten Arbeitsgelegenheiten um 30 Prozent gekürzt wurden. 44 Stellen für Frauen mussten zum 30. April gestrichen werden. Ganze Abteilungen mussten geschlossen werden, weil sie nicht mehr den Vorgaben zum Beispiel nach Wettbewerbsneutralität der dortigen Arbeitsgelegenheiten entsprachen.

Die Zora-Geschäftsführerin Daniela Steinhoff sagt: „Das ist eine deutliche Verschlechterung.“ Die Reform und die damit verbundene Konzentration der Fördermittel auf leichter vermittelbare Arbeitslose verhindere den ganzheitlichen Ansatz, den die Zora verfolge. Die Zora-Zielgruppe seien überwiegend alleinerziehende Frauen ohne Berufsausbildung, ohne Schulabschluss und in schwierigen sozialen Verhältnissen. Steinhoff sagte bei einem Besuch des Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Claus Schmiedel, und von Bezirksvorsteher Martin Körner am Freitag: „Es muss immer auch um eine soziale Stabilisierung und Vernetzung der Frauen gehen, sonst kann man es auch irgendwann lassen.“ Nur kurzfristige Maßnahmen würden bei der Zielgruppe nicht greifen. Ingrid Stoll, die Fachbereichsleiterin Arbeit, Bildung und Soziales der Zora, bestätigt das: „Es gibt einfach Menschen, die im normalen Arbeitsmarkt kaum vermittelbar sind, das muss man sehen.“

Das Landesarbeitsprogramm will helfen

In dieser schwierigen Situation versucht die Zora, neue Geldquellen zu erschließen. Seit Anfang des Jahres ist Christiane Mayer bei der Zora vor allem damit beschäftigt, neue Fördertöpfe zu suchen, entsprechende Projekte zu schaffen und die Anträge frist- und formgerecht zu stellen. Dass das einen kleinen Träger wie die Zora vor ganz neue Herausforderungen stellt, zeigt beispielsweise das Landesarbeitsprogramm „Gute und sichere Arbeit“, mit dem entstandene Lücken im Fördersystem zumindest verkleinert werden sollen. Die Zora gGmbH hat sich beispielsweise für Mittel eines Teilzeit-Projektes beworben, einem Thema, mit dem sich das Frauenunternehmen seit seiner Gründung intensiv beschäftigt.

Daniela Steinhoff kritisiert, dass diese Landesprogramme immer gleich für das ganze Land ausgeschrieben sind und von den Projektträgern mindestens zwei oder drei Standorte in Baden-Württemberg abgedeckt werden müssen. „Das ist für einen kleinen Träger wie uns kaum zu schaffen.“ Im konkreten Fall fand die Zora Partner in Schwäbisch Gmünd und Göppingen. Der Antrag ist abgeschickt, Anfang Juni will das Land die Bescheide verschicken. Nach Zora-Informationen gibt es allein bei diesem Projekt 22 Mitbewerber.

Bürokratisches Antragswesen

Zurzeit wird bei der Zora an weiteren Anträgen und Bewerbungen gearbeitet: für ein EU-Projekt im Zusammenhang mit Frauen aus Bulgarien und Rumänien, die in Baden-Württemberg anschaffen gehen, oder auch für den Europäischen Sozialfonds. Christiane Mayer sagt: „Bei den Trägern geht gerade die Projektitis ein bisschen um. Aber bei der hohen Bürokratisierung sind solche Anträge für kleine Unternehmen kaum noch zu stemmen.“