Die Westminster Abbey war schon Zeugin vieler Krönungen. Foto: IMAGO/Daniel Scharinger/IMAGO/Daniel Scharinger

Das Ritual ist uralt, der Ablauf minutiös geplant und mehrfach geprobt: So wird die Krönung von König Charles III. am Samstag aussehen.

Sie ist minutiös geplant und folgt einem uralten Ritus: Die Krönung von König Charles III. An diesem Samstag, exakt um 12 Uhr Ortszeit, wird dem 74-jährigen britischen Monarchen die Edwardskrone aufs Haupt gedrückt. So ist der Ablauf der Zeremonie in der Westminster Abbey:

Um 11 Uhr betreten König Charles und Königin Camilla (das Wörtchen „Consort“ soll mit der Krönung wegfallen) das Hauptportal der Kirche, die rund 2500 Gäste sind dann schon längst auf ihren Plätzen. Dann geht es los.

Die Zeremonie leitet der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby. Er hält sich im Großen und Ganzen an einen Text aus dem 10. Jahrhundert, in dem der Ablauf der Krönungszeremonie beschrieben wird.

Krönungseid: Der König legt den Krönungseid ab, der über die Jahrhunderte immer mal wieder verändert wurde. Er beschwört, nach den Gesetzen des Landes zu regieren, Recht mit Milde auszuüben und die Kirche von England zu schützen. Eine Anpassung ans multikulturelle Großbritannien gibt es allerdings: Erzbischof Welby wird den König vor dem Eid auffordern, dafür zu sorgen, dass alle Religionen und Glaubensgemeinschaften frei ihren Glauben praktizieren können.

Vor der Salbung wird seit 1727 die Krönungshymne „Zadok the Priest“ in der Fassung von Georg Friedrich Händel gespielt. Fußballfans wird die Melodie sehr vertraut vorkommen - denn die Hymne der Uefa Champions League ist eine moderne Vertonung von 1992.

Salbung: Anschließend wird der König gesalbt, auf Charles Wunsch mit rein pflanzlichem Öl von Olivenhainen aus Jerusalem. Dies ist der heiligste Moment der Krönung – und einer, in dem Zuschauerinnen und Zuschauer außen vor sind. Mit einem eigens angefertigten „Anointing Screen“ (wörtlich: Salbungsschirm) wird Charles vor Blicken und Kameras geschützt. Dieser zentrale Teil der Zeremonie gilt als persönlicher Moment des Monarchen mit Gott. Dabei berührt der Erzbischof den König mit geweihtem Öl kreuzförmig an Händen, Brust und Kopf.

Die Krönung: Dann wird der König gesegnet und geweiht, während er auf dem Krönungsstuhl sitzt. Ihm werden Reichsapfel und Zepter überreicht, der „Ehering Englands“ über den Finger gestreift. Um Punkt 12 Uhr Ortszeit setzt der Erzbischof von Canterbury ihm die St.-Edwards-Krone auf, die nur für diesen Moment der Krönung zum Einsatz kommt. Später wird Charles die Kirche mit der Imperial State Crown verlassen.

Treueschwur: Dem König Gefolgschaft und Treue schwören – das wird Prinz William als Prince of Wales übernehmen. Mit den Worten: „I, William, Prince of Wales, pledge my loyalty to you and faith and truth I will bear unto you, as your liege man of life and limb. So help me God.“ 1953 hatte die Rolle des „liege man of life and limb“, dem ersten Gefolgsmann des Monarchen, sein Großvater Prinz Philip inne.

Für viele Diskussionen sorgte in Großbritannien der Plan, anschließend einen weiteren Treueschwur kollektiv zu sprechen – in der Westminster Abbey und auf dem heimischen Sofa: „Ich schwöre Ihrer Majestät wahre Treue sowie Ihren Erben und Nachfolgern gemäß dem Gesetz. So wahr mir Gott helfe.“ Monarchiegegner finden diesen „Schwur des Volkes“ komplett übertrieben.

Die Krönung von Königin Camilla: Nach Charles wird Camilla gekrönt. Sie wird ebenfalls gesalbt - ohne Wandschirm, vor aller Augen - und erhält dann wie der König verschiedene Herrschaftszeichen wie einen Ring, ein Zepter und den Stab aus Elfenbein. Camilla wird mit der Queen-Mary-Krone gekrönt.

Kutschfahrt: Nach mehreren Gebeten und Musik werden Charles und Camilla dann aus der Kirche ausziehen. Um 13 Uhr soll das Königspaar in der goldenen Staatskutsche sitzen, die den Buckingham Palace nach 33 Minuten und zwei Kilometern durch London erreichen soll.

Winken vom Balkon: Um 14.15 Uhr werden sich Charles, Camilla und die Familie von Prinz William und Prinzessin Kate auf dem Balkon des Buckingham Palace zeigen. Wer sonst noch dabei ist, ob auch Prinz Harry der Menge zuwinken wird – das ließ der Palast in all seiner minutiösen Planung dann doch offen.