Matthias Filbinger auf seiner neuen kleinen Terrasse. Mit den Forderungen der Stadt ist er überhaupt nicht einverstanden. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Ein Hausbesitzer soll über 600 Euro Gebühr für einen kleinen Sitzplatz in seinem neuen Vorgarten bezahlen. Er wehrt sich dagegen. Jetzt hat der Baubürgermeister persönlich vorbeigeschaut.

Stuttgart - Im Stuttgarter Osten droht der Streit um eine Mini-Terrasse zum Politikum zu werden. Denn auch ein Ortstermin hat keine Klärung gebracht. Der Mitbesitzer eines Hauses hat dort auf seiner Privatfläche einen Vorgarten angelegt, wo vorher Asphalt war. Der Großteil ist begrünt, nur in der Mitte befindet sich ein kleiner Sitzplatz, bestehend aus 18 Platten und einem Bambus-Sichtschutz. Weil dort in der Haußmannstraße laut Bebauungsplan aber komplett begrünte Vorgärten vorgesehen sind, soll Bauherr Matthias Filbinger gut 600 Euro Befreiungsgebühr bezahlen. Bei Widerspruch kommen noch einmal mindestens 200 Euro Bearbeitungsgebühr dazu. Er hält das für Schikane des Baurechtsamts und kündigt an, dagegen zu klagen.

Jetzt hat sich Baubürgermeister Peter Pätzold das Streitobjekt persönlich angesehen. „Wir haben unsere Positionen ausgetauscht“, sagt er. Es gehe schlicht darum, ob es sich um einen baulichen Eingriff handle. „Der Bebauungsplan sieht einen begrünten Vorgarten vor. Und da wurde eben eine Terrasse gebaut. Wir haben keinen Spielraum“, so Pätzold. Zwar sei gut, was der Bauherr dort gebaut habe, deshalb habe man ihm auch eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Aber man könne dennoch nicht davon abrücken, dass eine Befreiung notwendig ist. Und die koste nun einmal so viel, wie der Gemeinderat festgelegt habe.

„Kontroverses Gespräch“

Filbinger dagegen ist der Meinung, dass er keine Terrasse, sondern lediglich einen Sitzplatz gebaut hat. so stand es ursprünglich auch im bescheid des Baurechtsamts. Der jedoch müsse genehmigungsfrei sein, beharrt der Hausbesitzer. Er berichtet von einem „sehr kontroversen Gespräch“ mit den Vertretern der Stadt. Aus seiner Sicht geht das Baurechtsamt jetzt entgegen des eigenen Bescheids von einer Terrasse aus. Ihm sei gesagt worden, so Filbinger, dass die Stadt in den nächsten Tagen entscheiden wolle, was nun passieren soll.

Die kuriose Geschichte ruft inzwischen unterschiedlichste Reaktionen hervor. Während mancher Architekt dem Baurechtsamt zur Seite springt und den Bauherren kritisiert, gibt es auch Unverständnis für die Stadt. „Solch horrende Gebühren dafür, das jemand etwas besser und grüner macht, versteht kein Mensch“, sagt beispielsweise ein Leser. Mittlerweile ist bei Filbinger und Pätzold auch das Fernsehen vorstellig geworden, um über den Fall zu berichten.