Die Kriminalität im land nimmt zu – auch unter Kindern und Jugendlichen. Foto: Oliver Berg/dpa/Oliver Berg

Die Zahl der Straftaten steigt in Baden-Württemberg und bundesweit. Große Zuwächse gibt es bei Kindern und Jugendlichen. Im Land fordert man von der Bundesregierung vehement eine Studie zur Strafmündigkeit.

Innenminister Thomas Strobl (CDU) hat am Donnerstag die Kriminalstatistik für Baden-Württemberg vorgestellt. Er betonte dabei, der Südwesten sei nach wie vor eines der sichersten Bundesländer. Allerdings ist wie im Bund auch im Land die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr gestiegen – um acht Prozent auf 595 000 Fälle. Strobl nannte als Gründe dafür unter anderem die hohe Inflation mit nachfolgenden Armutsdelikten sowie die anhaltende Migration. Er forderte eine Bekämpfung der illegalen Einwanderung.

Deutliche Zuwächse gab es in vielen Bereichen, etwa bei der Ausländerkriminalität. Sorge bereitet aber auch die Entwicklung bei jungen Menschen im Alter unter 21 Jahren. Die Zahl der Tatverdächtigen aus dieser Gruppe nahm um acht Prozent auf 52 700 zu. Besonders auffällig ist, dass bei Kindern unter 14 Jahren, die rechtlich als schuldunfähig gelten, seit Jahren massive Anstiege zu beobachten sind. 2023 zählte man in Baden-Württemberg eine fünfstellige Zahl an tatverdächtigen Kindern. 10 620 bedeutet rund die Hälfte mehr als in den Jahren vor Corona. Die Polizei beobachtet auch immer häufiger Mehrfachtäter.

„Ich werbe dafür, dass wir uns das wissenschaftlich anschauen“, so Strobl. Die Altersgrenze für die Strafmündigkeit stamme aus dem Jahr 1923. „Ein 14-Jähriger heutzutage könnte ein anderer sein als einer vor über hundert Jahren. Da hat sich vieles verändert, auch durch das Internet.“ Die Frage laute, ab welchem Alter man sich seines Tuns so bewusst sei, dass man dafür strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden könne.

Scharfe Kritik übte die Landesregierung in dieser Hinsicht am Bund. Justizministerin Marion Gentges (CDU) und er hätten bereits 2023 von der Bundesregierung eine Studie zur Strafmündigkeit gefordert, so Strobl. Dieses Ansinnen sei abgelehnt worden. „Dass man sich nicht einmal zur Evaluierung auch schwerster Straftaten durch Kinder bereit zeigt, ist ein schwerer Fehler. Man darf sich bei diesem Thema nicht blind und taub stellen“, kritisierte Strobl.