Die Gewalt verschärft die prekäre Versorgungslage in Haiti. Foto: Odelyn Joseph/AP/dpa

Brutale Banden haben Haitis Hauptstadt größtenteils unter ihrer Kontrolle. Nun fallen Schüsse am internationalen Flughafen. Ein Bandenchef will, dass der Regierungschef nicht zurück ins Land kann.

Port-au-Prince - In Teilen von Haitis Hauptstadt haben Medienberichten zufolge kriminelle Banden während einer Auslandsreise des Regierungschefs mit Waffengewalt das öffentliche Leben lahmgelegt.

Schüsse fielen am Donnerstag unter anderem am internationalen Flughafen von Port-au-Prince, was laut der Zeitung "Le Nouvelliste" und anderen haitianischen Medien zu Flugausfällen führte. Mindestens ein Flugzeug soll beschädigt worden sein.

In sozialen Medien wurde ein Video verbreitet, in dem der berüchtigte Bandenanführer und Ex-Polizist Jimmy "Barbecue" Chérizier sagt, die Gewalt ziele darauf ab, eine Rückkehr des Interimspremierministers Ariel Henry von einer Kenia-Reise zu verhindern. Auch sollten der Polizeichef und Kabinettsmitglieder des Karibikstaates gefangen genommen werden.

Versorgungslage verschärft

Brutal agierende Banden kontrollieren nach UN-Schätzung rund 80 Prozent von Port-au-Prince und breiten ihr Einflussgebiet zunehmend auch außerhalb der Hauptstadt aus. Die Gewalt verschärft die prekäre Versorgungslage - fast die Hälfte der elf Millionen Bewohner Haitis leidet laut Vereinten Nationen unter akutem Hunger.

Kurz nach der Ermordung des haitianischen Präsidenten Jovenel Moïse am 7. Juli 2021 übernahm Henry die Regierungsgeschäfte in Haiti. Wahlen gab es seitdem keine, das Land hat weder einen Präsidenten noch ein Parlament. Zuletzt gab es Proteste gegen den Interims-Regierungschef. Nach einem Treffen der karibischen Staatengemeinschaft Caricom wurde der Premierminister der Bahamas, Philip Davis, vom "Miami Herald" mit den Worten zitiert, Henry habe sich bereiterklärt, bis Ende August 2025 Wahlen abzuhalten.

Der UN-Sicherheitsrat hatte im Oktober auf Bitten der haitianischen Regierung Haitis einen internationalen Polizeieinsatz gegen die Bandengewalt genehmigt. Kenia wollte die Federführung übernehmen. Eine Entscheidung eines kenianischen Gerichts im Januar blockierte die Pläne bislang. Am Donnerstag weilte Henry zu Gesprächen in dem ostafrikanischen Land.