Verteidigungsminister Pistorius in Brüssel Foto: dpa/Olivier Matthys

In der Ukraine wird im Kampf gegen Russland die Munition knapp. Die Lieferung von Leopard-Panzern kommt nur schleppend voran.

Deutschland wird die dringend benötigte Munition für den Flugabwehrpanzer Gepard in Zukunft wieder selbst produzieren. Das teilte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Dienstag am Rande des Treffens der Nato-Staaten und der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe in Brüssel mit. Deutschland hat nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine inzwischen 32 Gepard-Flugabwehrpanzer an Kiew geliefert, fünf weitere sollen bis Ende Februar folgen. Das Problem ist, dass nach den monatelangen Kämpfen inzwischen die Munition knapp wird.

Die Verträge sind bereits unterschrieben

Pistorius betonte im Nato-Hauptquartier, dass die Verträge mit den Herstellern bereits unterschrieben seien. „Wir werden jetzt unverzüglich wieder eine eigene Produktion aufnehmen bei Rheinmetall für Gepard-Munition“, erklärte der Minister und betonte, dass der Panzer für die Flugabwehr „von zentraler Bedeutung“ sei. Der Gepard leiste trotz seines Alters „herausragende Dienste gerade bei der Drohnenabwehr“ und werde von den ukrainischen Soldatinnen und Soldaten überaus geschätzt. Ziel für die Ukraine müsse es im Moment sein, den Luftraum nicht an die russische Luftwaffe zu verlieren und nicht noch mehr Angriffe auf kritische Infrastruktur hinnehmen zu müssen.

Pistorius unterstrich in Brüssel nochmals, dass sich die Frage nach der Lieferung von Kampfjets an die Ukraine im Moment nicht stelle. Der Schwerpunkt müsse auf der Beschaffung von Munition liegen. Auch gab er zu bedenken, „dass die Ausbildung allein zum Fliegen schon mehrere Monate dauert - geschweige denn die Vermittlung der Fähigkeiten, die es braucht, um die Waffensysteme auch zum Einsatz zu bringen“. Als bisher einziges Nato-Land hat Großbritannien eine Ausbildung ukrainischer Kampfjet-Piloten zugesagt.

Schleppende Lieferung von Kampfpanzern

Thema bei dem Nato-Treffen ist auch die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine. Sichtbar Sorge bereitet Pistorius, dass die vorgesehene schnelle Lieferung von Dutzenden europäischen Leopard-2-Panzern an die Ukraine nur langsam vorankomme. Es sehe „nicht ganz so berauschend aus – um es vorsichtig zu formulieren“, sagte der SPD-Politiker in Brüssel. Neben der deutschen Zusage zur Lieferung von 14 Leopard 2A6 gibt es demnach bislang nur aus Portugal die Ankündigung, drei solcher Panzer zur Verfügung zu stellen. Weitere A6 seien derzeit nicht im Gespräch, sagte Pistorius.

Bei Panzern vom Typ Leopard 2A4 aus Polen gebe es möglicherweise Probleme, was den Zustand und die Einsatzfähigkeit der Panzer angehe. Zur Frage, ob er Verständnis für Länder habe, die erst wahnsinnig Druck gemacht hätten, Panzer zu liefern und jetzt Lieferprobleme hätten, sagte Pistorius: „Da ich mich hier auf diplomatischem Parkett bewege, würde ich sagen: wenig.“ Am Nachmittag kündigte dann der norwegische Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram in Brüssel an, dass sein Land der Ukraine acht Leopard-2-Kampfpanzer zur Verfügung stellen werden.

Deutliche Botschaft an Russland

Die deutliche Botschaft aller Teilnehmer des Treffens im Nato-Hauptquartier ist, dass sie Kiew im Kampf gegen den Angreifer aus Russland weiter Hilfe zukommen lassen werden. „Wir werden den Freiheitskampf der Ukraine langfristig unterstützen und ihr helfen, sich der Frühjahrsoffensive entgegenzustellen und voranzukommen“, betonte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in Brüssel.