Nummern statt Namen – die Verkostung der eingereichten Proben geschieht anonym – kritische Blicke gehören unbedingt dazu. Fotos: hos Foto:  

Im Rahmen des Kreisobstbautages im Bürgerhaus Steinenbronn werden die wohlschmeckendsten Apfelsäfte und Apfel-Mischgetränke gekürt

. Mit Kennerblick werden halbvolle Gläser in die Höhe gehoben, kritisch beäugt und am Inhalt geschnuppert, bevor kleine Schlucke Lippen, Mund und Kehle benetzten. Alle Sinne sind gefragt bei der Kreis-Apfelsaftverkostung am Freitagabend im Bürgerhaus Steinenbronn.

 

34 private Hersteller hatten ihre Kreationen, reine Apfelsäfte und Apfel-Mischsäfte, zur Bewertung eingereicht. Gefragt waren Farbe und Aussehen genauso wie sensorische Prüfmerkmale von Geruch über Geschmack bis Harmonie. Minimal fünf bis maximal 21 Punkte waren insgesamt zu vergeben.

Proben, bis der Sieger feststeht

„Wir beproben, bis der Sieger feststeht“, konnte Kreis-Obst- und Gartenbaufachberater Manfred Nuber ein knappes Dutzend Juroren, darunter alte Hasen ebenso wie einige Neulinge, aber alle Experten auf ihrem Gebiet, begrüßen. Mit dabei neben Vertretern aus Waldenbuch, Weil im Schönbuch, Bondorf und Leonberg-Höfingen natürlich auch Petra Hahnel und Karin Ziegler vom Obst- und Gartenbauverein Steinenbronn, die diesjährigen Gastgeber des Kreis-Obstbautages. Endlich wieder, denn 2021 musste die Veranstaltung wie so vieles pandemiebedingt ausfallen. Gute Tradition ist dabei schon seit langem die Kreis-Mostprämierung, vor einigen Jahren kam auch die Kreis-Saftprämierung hinzu.

Proben gibt’s sowohl in Bag in Boxes wie in kleinen Flaschen

So verschieden wie die Geschmäcker waren auch die beprobten Getränke, die wahlweise im Fünf-Liter-Karton oder in kleineren Flaschen abgegeben worden waren. Doch die Juroren sahen den Inhalt nur in neutralen Saftkaraffen, verschlüsselt mit nach dem Zufallsprinzip quer durcheinander vergebenen Nummern. „Der erste Saft ist der Schwierigste, man weiß nicht, was noch kommt“, erklärte Manfred Nuber. Auch sein eigener Saft war wie bei anderen Preisrichtern mit unter den Kandidaten. „Ich würde ihn nicht erkennen“, gaben Nuber und andere Kolleginnen und Kollegen freimütig zu.

Der bloße Augenschein erweist sich manchmal als trügerisch

„Schmeckt nach Banane, aromatisch, hat Charakter“, fachsimpelte die Jury bei dem einen Saft, der mit etwas dunklerer Farbe und ganz ohne Schwebeteilchen im Glas schimmerte. „Hat auch was im Abgang“, fügte ein anderer hinzu, „den leere ich nicht aus!“ Denn normalerweise wurden wegen der schieren Menge der Kostproben nur ein bis zwei Schlucke über die Zunge laufen gelassen und der Rest landete im großen Eimer. Bei anderen machte ein „lohnt sich nicht“ oder „sieht aus wie Fanta“ mögliche Erfolgsaussichten schnell zunichte. Doch natürlich wurde nicht alles dem ersten Augenschein gerecht. Das „verspricht einiges, ich bin gespannt“ wechselte dann manchmal zu einem „schon ein bissle enttäuschend, da passt die Harmonie nicht, ein Blender!“

Nach hartem Proben-Abend stehen die Sieger endlich fest

Aber auch wenn das vor Corona gewohnte Publikum mit seinem ebenfalls in die Bewertung einfließenden Urteil diesmal noch fehlte, herrschte am Ende der abendfüllenden Verkostung in der Jury dennoch Einigkeit über Sieger und Platzierte. Platz 1 bei den Apfelsäften ging an Johann Rudorfer aus Leonberg-Höfingen vor Judith und Dennis Mohr aus Weil im Schönbuch sowie Hannes Autzinger ebenfalls aus Höfingen. Bei den Mischsäften setzte das gestrenge Preisgericht Helmut Werber aus Bondorf und Franz Decker aus Weil der Stadt jeweils mit Apfel-Kirsch sowie Martin Brennenstuhl aus Weil im Schönbuch mit Apfel-Quitte auf die ersten drei Ränge.

Produktion nur für den Eigenbedarf

Der Saftprämierung am Freitagabend folgte am Samstagnachmittag der formale Teil des Kreis-Obstbautages. Dazu gehörte neben den Berichten der Vorsitzenden Yvonne Strecke und der verschiedenen Fachwarte die Wieder- und Neuwahl eines Teils von Vorstand und Beirat. Außerdem erhielten die Kreis-Apfelsaft-Könige unter wohlverdientem Applaus ihre Preise und Urkunden. Doch so lecker die gekürten Säfte auch sind – einem größeren Genießerkreis bleiben sie vorenthalten. Denn die meisten Hersteller produzieren nur geringere Mengen bis zu 300 Litern für den Eigenbedarf.