Schottergärten: ein Negativtrend mit ökologischen Folgen Foto: Nabu/Iris Barthel

Demnächst soll eine Gartenarchitektin wertvolle Tipps geben, wie monoton gestaltete Vorgärten sinnvoll verändert und in insektenfreundliche Staudenfläche umgewandelt werden können.

Fellbach - Natur- und Umweltschutz ist ein Thema, das mittlerweile auch von Fraktionen in Lokalparlamenten forciert und als existenzielle Aufgabe angesehen wird, bei denen man es noch vor kurzer Zeit nicht vermutet hätte. „Die Folgen der Klimaveränderung sind für uns alle sichtbar“, betonte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull im Gemeinderat bei der Präsentation einer Zwischenbilanz zur bereits vor fast genau zwei Jahren beschlossenen Fellbacher Grünstrategie. Und, so die OB: „Denken Sie an den sinkenden Grundwasserspiegel, zunehmende Wetterextreme und die geschädigten Bäume bei uns im Stadtraum oder an die Folgen der Landwirtschaft.“

Alle müssen umdenken

Doch „die Bereitschaft, umzudenken, müssen wir alle mitbringen“, so Zulls Appell. Denn: „Bei einigen kommt der Umweltgedanke ins Stocken, wenn eigene Interessen betroffen sind.“ Um auch diese Menschen mit ins Boot zu holen, hat der Gemeinderat jetzt auf Initiative der Stadt ein Beratungsangebot zur Gestaltung des privaten Grüns beschlossen. Bereits in Kürze wird eine Gartenarchitektin wertvolle Tipps für klimafreundliche Gestaltung der Außenflächen weitergeben.

Ins Visier geraten sind in jüngster Zeit insbesondere Schottergärten. Der Naturschutzbund Deutschland spricht von einem „Negativtrend“, wenn Häuslesbesitzer sich dafür entscheiden, „ihren Vorgarten mit Tonnen Kies zuschütten zu lassen“. Dabei habe Schotter viele ökologische Nachteile. Ähnlich die Einschätzung in Fellbach. „Klimaschutz fängt bereits vor der Haustür an“, heißt es in einem Statement des Stadtplanungsamts. Jede versiegelte Fläche heize das Stadtklima auf und wirke sich negativ auf den Wasserhaushalt aus.

Positive Wirkung gegen Überhitzung

Problematisch sei, wenn auch Fellbacher Hausbesitzer „vermehrt auf Schotter statt auf Pflanzen setzen“. Sei’s, weil sie auf weniger Pflege hoffen, sei’s wegen des minimalistischen Designs. Vielen fehle aber einfach nur eine Gestaltungsidee. „In der Stadt sind es jedoch die begrünten Flächen wie Parks und Grünflächen, aber eben auch Vorgärten, die eine positive Wirkung gegen die Überhitzung entfalten können“, so die Experten im Fellbacher Rathaus.

Das neue Beratungsprogramm ist gedacht für Privatpersonen, die ihre bereits bestehenden Schottergärten oder anderweitig aus Artenschutzsicht monoton gestalteten Vorgärten in insektenfreundliche Staudenflächen umwandeln lassen möchten. Wobei die Stadt betont, dass nicht die Umwandlung an sich gefördert wird.

Lust auf Umgestaltung machen

Bereits in den kommenden Wochen, noch vor Beginn der Gartensaison, soll die neue Fachplanerin loslegen. „Geplant sind – ähnlich wie bei der Energieberatung – feste Zeiten, zu denen Interessierte ins Rathaus kommen können“, erläutert Baudezernentin Beatrice Soltys. Zur Beratung können die Bürger Fotos oder Pläne ihrer Vorgärten mitbringen und erhalten dann Vorschläge für eine Bepflanzung – samt Kostenabschätzung.

Ziel ist es, gemeinsam mit den Bürgern „Lust auf eine Umgestaltung zu entwickeln“. Denn auch mit wenig Aufwand könne man einen ökologischen und ästhetisch dauerhaft ansprechenden Vorgarten gestalten. Die Kosten fürs Projekt wurden zunächst einmal auf 10 000 Euro gedeckelt – das entspricht circa 20 Beratungen. Offenkundig rechnet man also nicht unbedingt damit, dass die Schottergärtenbesitzer gleich von Anfang an dem Rathaus die Türe einrennen.