Ellen Morcher-Kipp Foto: z/Rebecca Conte

Der Sport darf in der Krise nicht persönlich stattfinden – zwei Kornwestheimer Studios kennen es kaum anders.

Kornwestheim - Und ausatmen, langer Rücken.“ Auf dem Laptop-Bildschirm drücken 15 Frauen ihre Hände flach auf den Boden und schieben den Oberkörper nach oben. „Und einatmen“ – von der Kobra geht es in den herabschauenden Hund. Ellen Morcher-Kipp, die Inhaberin des Kornwestheimer Yogastudios Seellenwerk, leitet mit ruhiger Stimme durch den Vinyasa Flow, bei dem an diesem Donnerstagabend einige fortgeschrittene Yoga-Fans online mitmachen. Ab und zu krabbelt sie zum Rand ihrer Yogamatte, wirft einen Blick auf den Bildschirm und gibt den Teilnehmern Tipps.

„Online zu unterrichten, ist für mich eine Herausforderung“, sagt Morcher-Kipp, die ihr Studio erst im Frühjahr 2020 eröffnet hat – kurz vor dem Lockdown. „Ich muss überall gleichzeitig hinschauen, kann aber auch meine Matte nicht verlassen.“ Trotzdem ist sie froh, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt, und dass einige Leute das Angebot auch nutzen. Einige ihre Kunden, die vorher einmal die Woche bei ihr waren, würden jetzt auch zwei oder dreimal an einem der Zoom-Kurse teilnehmen, „weil sie jetzt mehr Zeit haben oder das gerade besonders brauchen“.

Trotzdem: „Wahnsinnig viele Teilnehmer sind es auch nicht“, berichtet Morcher-Kipp. Sorgen macht sie sich besonders mit Blick auf den Frühling. Wenn draußen die Sonne scheint und der Lockdown gelockert wird, werden sich die Menschen nach ihrer Einschätzung eher draußen aufhalten wollen, statt im Studio zu sitzen. Die Situation knabbere schon jetzt an ihren Ressourcen, sagt Morcher-Kipp. Eine freiberufliche Yogalehrerin, die in ihrem Studio unterrichtete, musste sie ziehen lassen, weil der Kurs nicht gebucht wurde. Coronahilfen konnte die Studiobesitzerin kaum beantragen, weil sie erst im Januar des vergangenen Jahres eröffnet hat – kurz, bevor Covid-19 zur Pandemie erklärt wurde. „Da kann ich natürlich noch nicht vorweisen, welche Einnahmen ich vor Corona gemacht habe.“

In einer ähnlichen Situation ist auch Ann-Christin Mehlo. Die junge Kornwestheimerin eröffnete ihr Studio Way Hot Yoga ebenfalls im Frühjahr 2020. „Hätte mir das damals jemand erzählt.“ Bisher hat auch Mehlo keine finanziellen Hilfen beantragt. Und Online-Kurse gibt es bei ihr nicht – Hot Yoga lebt besonders von den Temperaturen, bei denen der Sport betrieben wird, teilweise bei bis zu 40 Grad. „Ich kann meinen Kunden natürlich nicht sagen, dass sie zuhause die Heizung aufdrehen sollen.“ Stattdessen postet Mehlo regelmäßig Videos mit einigen Übungen.

Sie wünscht sich, dass die Studios bald wieder öffnen können. „Sport tut Menschen gut und fördert die Gesundheit“, sagt Mehlo. Auch Ellen Morcher-Kipp ist für eine Öffnung unter entsprechenden Hygienemaßnahmen. „Yoga ist auch für die Psyche fördernd.“ Mit diesem Wunsch sind die beiden nicht alleine: Die Berliner Initiative „Wir sind Yoga“ forderte jüngst die Öffnung der Sport- und Yogastudios in einem offenen Brief an Bund und Länder, mit der Begründung, dass sportliche Betätigung einen wesentlichen Beitrag zur Virusbekämpfung leisten würde.

Für Mehlo gibt es unterdessen einen anderen Lichtblick. Seit dem vergangenen Sommer teilt sie sich ihr Studio mit Pia Eckenbrecht, die dort Aerial Fitness anbietet – eine Partnerschaft, die die finanzielle Last etwas mildert. In Zukunft wollen die beiden Frauen ihre Angebote noch mehr fusionieren. „Wir haben uns gefunden und schaffen das jetzt gemeinsam.“