Im heimischen Musikzimmer ist die „Mass of Liberty“ entstanden: der Kirchenmusiker Peter Alexander Döser. Foto: Werner Waldner

Peter Alexander Döser, Kantor der St.-Martinus-Gemeinde, hat eine Messe geschrieben.

Peter Alexander Döser hat’s erwischt – erst das Corona-Virus und dann das Bedürfnis, mal wieder eine Messe zu komponieren. Beides hängt eng miteinander zusammen.

Im Frühjahr 2020 erkrankte der Kantor der katholischen St.-Martinus-Gemeinde gleich zu Beginn der Pandemie an dem heimtückischen Virus. Er isolierte sich zwei Wochen lang in seinem Musikzimmer unterm Dach und erlaubte sich allenfalls einen Gang auf den Balkon. Die Familie versorgte ihn mit Essen, er sich selbst mit einer Beschäftigung. Döser griff – ganz klassisch – zu Bleistift und Notenblättern und schrieb die „Mass of Liberty“, die Messe der Freiheit. „Ich habe mich regelrecht in Rage komponiert“, erzählt der 61-jährige Kirchenmusiker aus Kornwestheim, der auch Bezirkskantor ist. „Es ist alles aus einem Guss.“

Das Ergebnis ist ein spannender Mix

Das Ergebnis: ein spannender Mix aus ganz unterschiedlichen Musikstilen, eine Komposition für Streicher, Klarinette, zwei Schlagwerke und einen Chor. Grundlage seiner Komposition sind eine Reihe von Gospels, „die ja geprägt sind vom Ruf nach Freiheit und Gerechtigkeit“. Der Komponist griff auf die Gregorianik zurück, baute wie bei vielen seiner Kompositionen eine Fuge ein, bediente sich an der Bibel, an Psalmen und an den Texten aus der katholischen Liturgie. „Ich habe sich Alt an Neu reiben lassen.“

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Die „Mass of Liberty“ ist Dösers zweite Messe. Die von ihm komponierte Martinusmesse wurde im Jahr 2003 uraufgeführt. Für diese Arbeit hatte er sich seinerzeit freiwillig ins Exil, in ein Kloster, zurückgezogen. Das Komponieren sei für ihn „wie ein Spiel“. Er habe eine feste Anstellung, er habe viele Schüler, „ich muss nicht komponieren“. Aber es juckt ihn immer wieder in den Fingern. Wenn ein Text Grundlage der Komposition ist, dann „kaue ich die Zeilen bei Spaziergängen durch“, was allerdings bei der „Mass of Liberty“ der Quarantäne wegen nicht möglich war. Döser will den Rhythmus der Wörter erfassen, um sie in Musik umsetzen zu können. Im heimischen Musikzimmer wird zunächst mit Papier und Bleistift und der Instrumentationslehre gearbeitet, erst später wechselt Döser an den Rechner und vervollkommnet dort das Werk. Komponieren zählte Döser über viele Jahre nicht zu seinen Stärken. „Ich habe anfangs alles vernichtet, was ich geschrieben habe“, erzählt der 61-Jährige. Mit der Kantate „Zur Guten Beth von Reute“, die er Mitte der 1980er-Jahre für das Jubiläum eines Klosters schrieb, in dem seine Tante lebte, kam die Freude an dem, was er selbst erschaffen hatte. Für die Landeskunstwochen 1992 in Kornwestheim komponierte er die Kantate „Preiset ihr Völker unseren Gott“. Einige Instrumentalstücke sind im Laufe der Jahre auch entstanden, unter anderem zwei Orgelstücke, die er seiner Frau und seinen drei Töchtern widmete. Fünf Choralfantasien für Violoncello und Klavier aus der Feder von Döser erklingen am Sonntag in der St.-Martinus-Kirche ebenfalls. „Sie sind alle in einem anderen Stil geschrieben“, sagt er über diese Arbeit.

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Rund 50 Musikerinnen und Musiker gestalten das Konzert. Neben vier Solisten und dem Kirchenchor St. Martinus wirken auch Dösers Frauenchor „ImPuls“ und der Männerchor „ImTakt“ mit. Die Leitung hat der Komponist selbst – und Döser hofft inständig, dass dem Konzert das Corona-Virus keinen Strich durch die Rechnung macht.

Die „Mass of Liberty“ und weitere Stücke werden am Sonntag, 22. Mai, 17 Uhr, in der katholischen St.-Martinus-Kirche, Johannesstraße, aufgeführt. Karten sind an der Tageskarte erhältlich.