Und noch einmal drei für die Liste: Vogelzählung im Stadtpark. Foto: Horst Dömötör

Der Nabu hat in eisiger Kälte im Stadtpark Vögel gezählt. Das Ergebnis gibt Auskunft darüber, wie sich die Bestände entwickeln.

Kornwestheim - Zähl mit“ – so lautet das Motto der „Stunde der Wintervögel“. „Zitter’ mit“ – das hätte für die Aktion des Kornwestheimer Nabu auch ganz gut gepasst, der sich gestern Morgen bei eisiger Kälte im Stadtpark getroffen hat, um gemeinsam Vögel zu beobachten. „Keine idealen Bedingungen“, räumt der Vorsitzende Bernd Mathe ein. Manch einem Vogel ist’s zu kalt. Die Buchfinken zum Beispiel machen sich an diesem Morgen rar. Vogelexperte Mathe ist sicher: Von denen leben im Stadtpark mehr als der eine, den die Gruppe zu erkennen vermag.

Zum zehnten Mal richtete der Nabu, der frühere Deutsche Bund für Vogelschutz (DBV), die Zählaktion aus. Von den bundesweit von Freitag bis Sonntag erhobenen Zahlen erhoffen sich die Experten Erkenntnisse darüber, wie es um die Vogelwelt im Lande bestellt ist. Die Beobachtungen des Nabu – quasi eine Hochrechnung – nach dem Eingang der ersten Zahlen: „ An der Spitze liegt der Haussperling nahezu uneinholbar vor Kohlmeise, Blaumeise und Feldsperling. Merkliche Rückgänge mit jeweils fast 20 Prozent weisen unter den Top-Arten Buchfink und Grünfink auf. Während dies beim Grünfink leider genau in die Entwicklung der letzten Jahre passt, blieb der Buchfink bisher relativ stabil.“

Die Kornwestheimer Vogelzähler teilen sich in zwei Gruppen auf. Die einen beobachten von der großen Wiese aus das, was sich in den Bäumen und in der Luft tut, die anderen platzieren sich am Stadtparksee. Gezählt werden dürfen nicht nur die Tiere, die gesichtet werden, sondern auch die, die man hört. „Kjückkjückkjück“ – Bernd Mathe, der sich mit Vogelstimmen bestens auskennt, macht auf seiner Liste einen Strich beim Grünspecht. Das hohe „Tii-tii“ ordnet er eindeutig einer Blaumeise zu. Das „Tüüt“ stammt von dem wagemutigen Buchfink, der sich als einziger registrieren lässt.

Auch Sabine Lutz ist an diesem Morgen dabei, um die Vögel zu zählen. Sie ist zum ersten Mal dabei, ansonsten aber sehr interessiert an dem, was in der Natur kreucht, fleucht und fliegt. Sie hat ihr Fernglas mitgebracht und blickt damit in die Baumwipfel hinein. Der hellgraue Himmel macht es nicht gerade leichter, die Vögel zu unterscheiden. „Fast wie Schwarz-Weiß-Fernsehen“, kommentiert jemand aus der Gruppe die mäßigen Bedingungen an diesem kalten Sonntagvormittag. So hat Jürgen Herrmann, der gleichfalls an diesem Morgen in den Himmel starrt, kein Rotkehlchen ausmachen können. „Das ist wohl dem Gegenlicht zum Opfer gefallen.“

Einfacher wäre es ohnehin, Hunde zu zählen, von denen so manch ein Exemplar an diesem Vormittag durch den Stadtpark geführt wird. Auch die Eichhörnchen, die von Ast zu Ast springen, sind leichter auszumachen. Stören sie nicht die Zählaktion des Nabu? Bernd Mathe schüttelt mit dem Kopf. Eichhörnchen und Vogelwelt pflegen in der Regel ein friedliches Miteinander – außer in der Zeit, in der die Vögel brüten. Dann muss sich das Federvieh vor den Nesträubern in Acht nehmen.

Seidenschwänzchen sichten die Vogelbeobachter an diesem Vormittag nicht. Im Norden und Osten Deutschlands, so schreibt der Nabu in seiner „Hochrechnung“, tauchen sie in diesem Jahr vermehrt auf. Die bunten Vögel brüten in Skandinavien und Sibirien, und es drängt sie mal mehr und mal weniger im Winter nach Mitteleuropa. Bis nach Kornwestheim scheint sich aber kein Vogel verirrt zu haben. Bernd Mathe kann sich noch gut an den kalten Winter 1962/63 erinnern, als die Seidenschwänzchen in Massen in der Stadt auftauchten. Heuer ist’s nicht mehr so kalt, und die Vögel sehen sich nicht mehr gezwungen, so weit in den Süden vorzudringen.

Nach einer Stunde sind die Vogelzähler durchgefroren und die Listen ausgefüllt. Die Gruppe auf der Wiese hat zwei Amseln, vier Kohlmeisen, einen Grünspecht, zwei Buntspechte, zwei Ringeltauben, eine Rabenkrähe und einen Buntspecht notiert. „Aaah, guck’ mal da“, ruft Bernd Mathe plötzlich und zeigt gen Himmel. Nicht zu übersehen: Ein Turmfalke fliegt durch die Lüfte. Den hat auch die Gruppe vom Stadtparksee gesichtet. Und sie hat zusätzlich zu den Arten, die auch von der Wiese beobachtet wurden, Eichelhäher, Stockenten, Teichhühner, Schwäne, Spatzen und Nilgänse notiert. „Und Stockenten-Mischlinge“, ergänzt Jürgen Fesser. Die Vögel scheinen sich artenfremd fortgepflanzt zu haben. Was aber nichts daran ändert: Sie werden mitgezählt.