Stadion Jägerstraße: Die Stadt pflegt die Plätze, auf denen Sport getrieben wird. Foto: Horst Dömötör

Die Debatte um die Vereinsförderung hat an Schärfe gewonnen. Nun äußert sich die Stadt.

Kornwestheim - Man könne „inhaltlich auch mal streiten“, sagt der Erste Kornwestheimer Bürgermeister Daniel Güthler. Aber ihm widerstrebe die Polarisierung, sie mache, befürchtet er, vieles kaputt. Oberbürgermeisterin Ursula Keck fügt hinzu, sie wünsche sich einen faireren Umgang seitens des SV Kornwestheim. Sie vermisse, sagt die Rathauschefin, dass vom Präsidium jemand eben dafür aufgestanden wäre. Was aber nicht geschehen sei.

Die Kornwestheimer Verwaltungsoberhäupter beziehen sich auf die Ereignisse bei der Delegiertenversammlung von Kornwestheims größtem Sportverein in der vergangenen Woche. Dort hatte der Ehrenpräsident Heinz Kipp das Wort ergriffen und die Stadt in harschem Ton angegriffen. Dass sie nicht ausreichend in der Corona-Krise unterstützt habe, sich unangemessen mit dem Titel „Sportstadt“ schmücke, sagte er beispielsweise. Kipp schoss einen Pfeil nach dem anderen ab, erntete Beifall – sorgte aber auch für dicke Luft zwischen Rathaus und Verein.

Zehn Euro Förderung pro Mitglied

Nun, die Debatte ist nicht neu. Der SVK klagt immer wieder, die Stadt solle mehr für den Sport tun. Die Vereinsförderung müsse überarbeitet werden, sagt etwa Geschäftsführer Thomas Eeg. Es geht um mehr Geld pro Mitglied, aber auch um Baukostenzuschüsse, die manche Städte ihren Sportvereinen für Anlagen gönnen – Kornwestheim aber nicht. Man müsse, so sagt Eeg, den Herausforderungen der Sportvereine Rechnung tragen. Er habe sich bei den anderen Großvereinen umgehört, ergänzt SVK-Präsident Gerhard Bahmann. „Sie zahlen geringere Nutzungsgebühren als wir“, betont der Vereinspräsident.

Dass der SVK wertvolle Arbeit leiste und Unterstützung verdient habe, das betonen die Bürgermeister. Doch Keck sagt auch, sie wünsche sich, dass man sich an die Tatsachen halte. Und zu denen gehöre, dass der Gemeinderat dem SVK eine Ein-Million-Bürgschaft gewährt habe, damit der Verein sein Funsportzentrum ausbauen könne. Dass ein Corona-Abschlag für die Sporthallen den Vereinen zugute gekommen sei, dass der SVK 2020 zehn Euro Vereinsförderung pro Mitglied und 58 000 Euro insgesamt erhalten habe. Dass die Stadt für viel Geld Sportplätze pflege und unterhalte. Für Sportlehrer, die auch der Kindersportschule (Kiss) zugute kommen, investiere Kornwestheim Personalkosten von gut 370 000 Euro im Jahr – Kipp hatte gesagt, die Stadt „schmücke sich“ mit der Einrichtung, während 80 Prozent der Angebote die Vereine beisteuerten. Optimierungsbedarf in Sachen Kiss sieht auch Marcus Gessl, Vorsitzender des Stadtverbandes für Sport, Verhandlungspartner für die Stadt bei den Sportvereinen. Gessl spricht von personellen Ausfällen und verkürzten Arbeitszeiten der Übungsleiter. Er sagt aber auch, wo die Stadt aus seiner Sicht geholfen habe: Etwa mit der Verlängerung des Corona-Abschlags und damit, dass nicht abgerufene Fördermittel nachträglich ausbezahlt wurden. Zur Delegiertenversammlung sagt er: „Die Schärfe der Aussagen fand ich unangemessen.“

Vereinsförderung sei freiwillige Aufgabe der Kommune

Irritierte Rückmeldungen über die harschen Worte gibt es auch aus dem Gemeinderat. Kritik zu äußern sei gut, aber „nicht in einem Ton, dass es solche Wellen schlägt“, findet Andreas Schantz von der FDP. Dass auch die Kulturvereine unter der Corona-Situation leiden, nicht nur die Sportvereine, fügt Markus Kämmle (Freie Wähler) hinzu. „Wir müssen als Stadt ausgewogen wirtschaften, auch in Bezug auf andere Ausgaben“, sagt Thomas Ulmer (Grüne). Das betont auch die Finanzbürgermeisterin Martina Koch-Haßdenteufel. Vereinsförderung sei eine freiwillige Aufgabe der Kommune, sagt sie. Kornwestheim hat zwar Geld auf der hohen Kante. Doch Corona habe nicht nur die Vereine in Nöte gestürzt, auch die Stadt habe einen um Millionen schlechteren Haushalt 20/21 als geplant. Koch-Haßdenteufel sagt, dass man sein Geld mit Blick auf kommende Aufgaben – Stichwort: Schulneuordnung – zusammenhalten müsse.

SVK steht zu seinen Aussagen

Nur wenige Stadträte waren bei der Versammlung anwesend, auch nicht die Bürgermeister – der SVK hatte den Termin kurzfristig verlegt, Keck, Güthler und Koch-Haßdenteufel waren infolgedessen aufgrund einer anderen Sitzung verhindert. Bei der Versammlung dabei war Florian Wanitschek (SPD). Nicht alle Aussagen seien „ganz richtig“ gewesen, sagt er. „Wir kürzen nicht immer nur.“ Auch der Stadtrat Hans Bartholomä, dem Sport durchaus verbunden, war bei der Versammlung. Dass es der SVK in Corona-Zeiten nicht einfach hat, weiß der CDU-Fraktionschef. Der Verein hatte die millionenschwere Sanierung des Funsportzentrums gerade abgeschlossen, neue Schulden aufgenommen, dann kam Corona. Auch deswegen liegen manche Nerven blank. Dennoch „wünscht man sich natürlich im Ehrenamt schönere Begegnungen“, so Bartholomä. „Für Sachpolitik sind wir aber immer offen.“ Dem SVK sei er nicht gram.

Heinz Kipp findet nicht, dass er mit seinem Angriff daneben lag. Er würde es „wieder so sagen“, so der Ehrenpräsident. Viel Zuspruch habe er erfahren. Gerhard Bahmann hingegen räumt ein, der „Ton ist zu scharf gewesen“, die Kritik aber richtig. Der SVK werde, verspricht der Präsident, bald eine Liste vorlegen, wie andere Kommunen ihre Sportvereine unterstützten. Sie soll als Beleg dafür dienen, dass Kornwestheim zu wenig tue. Dass man sich diese Liste ansehen werde und darüber miteinander sprechen wolle, betonen Keck und Güthler. Man warte aber auch schon eine Weile auf das Papier.

Stimmen aus anderen Vereinen

Skizunft
Beim zweitgrößten Sportverein der Stadt sind Kipps Aussagen derzeit kein Thema. „Wenn ich mich beim Thema Sportförderung bei jemandem beschweren würde, dann wäre es der Stadtverband für Sport“, sagt der Vereinsvorsitzende Uwe Heinle.

SV Pattonville
SVP-Präsident Michael Uhse sagt: „Bei der Kiss habe ich schon das Gefühl, sie wird etwas vernachlässigt.“ Natürlich horche man auf, wenn solche Aussagen von einem Verein kämen, „der in der Stadt ein gewisses Stimmvolumen“ habe.