Beim Schwimmen werden die Defizite besonders groß sein: Das befürchtet SVK-Präsident Gerhard Bahmann. Foto: dpa/Christian Charisius

Ehrenpräsident Heinz Kipp findet, dass die Stadt die Sportvereine zu wenig unterstützt.

Kornwestheim - Mit dem Beinamen „Sportstadt“ schmückt sich Kornwestheim immer wieder gerne einmal. „Aber wir sind nicht mehr die Sportstadt Kornwestheim“, zog SVK-Präsident Gerhard Bahmann bei der Delegiertenversammlung am Mittwochabend ein nüchternes Fazit. Emotionaler formulierte es Ehrenpräsident Heinz Kipp: „Wenn die Oberbürgermeisterin den Namen Sportstadt erwähnt, kann ich nur mit dem Kopf schütteln.“

Nein, auf die Stadtverwaltung und den Gemeinderat ist die Führung von Kornwestheims größtem Sportverein derzeit nicht gut zu sprechen. Heinz Kipp ließ seinem Frust bei der Versammlung im Funsportzentrum freien Lauf und erhielt dafür von den Delegierten lautstarken Beifall. Die Stadt Stuttgart habe in der Corona-Krise die Sportvereine mit sieben Euro je Mitglied unterstützt, rechnete Kipp vor. „In Kornwestheim gab’s nichts.“ Im Gegenteil, fuhr Kipp fort. Man habe die Gebühren für Halle und Plätze erhöht, schimpfte der frühere Präsident und heutige Ehrenpräsident des Vereins. Gerhard Bahmann kündigte für die kommenden Wochen eine Liste an, in der detailliert aufgeführt wird, wie andere Kommunen ihre Sportvereine fördern und wie die Unterstützung in Kornwestheim aussieht.

Kiss wird hauptsächlich von Vereinen bestückt

Unzufrieden zeigte sich Kipp auch mit der Entwicklung der Kindersportschule. Die Stadt schmücke sich zwar mit der Einrichtung, aber 80 Prozent der Angebote würden die Vereine beisteuern. Und die von der Stadt finanzierten drei Sportlehrerstellen für die Vereine gebe es auch nicht mehr. „Mir wird angst und bange um die Kinder“, so der Ehrenpräsident.

Sein Nachfolger pflichtete ihm bei. „Heinz Kipp formuliert das mit drastischer Schärfe, aber im Kern hat er recht“, sagte Gerhard Bahmann, den eine andere Sorge noch umtreibt. Er habe das Gefühl, dass den Leistungen und der Arbeit der Sportvereine nicht der Wert zugesprochen werde, den sie verdient hätten. Während Eltern für Musikkurse oder die Ballettschule hohe Beiträge mit großer Selbstverständlichkeit entrichten würden, seien sie bei den Sportvereinen dazu nicht bereit. Aber er wisse auch: Es gebe nicht wenige Eltern, die seien schon jetzt mit den Beiträgen überfordert. Bahmann erinnerte daran, dass die Sportvereine mittlerweile Erziehungsarbeit leisten würden. „Die Kirchen“, so der Präsident, „haben sich aus der Verantwortung zurückgezogen, weil ihnen der Zulauf fehlt.“ Den aber hätten die Sportvereine nach wie vor.

Bürgermeister folgen der Einladung nicht

Lediglich Hans Bartholomä, CDU-Fraktionsvorsitzender, und Florian Wanitschek, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender, waren der Einladung des SVK zur Delegiertenversammlung gefolgt. Die Bürgermeister und Vertreter der anderen Fraktionen hatten ihre Teilnahme an der Veranstaltung abgesagt.

Nicht nur die ihrer Ansicht nach mangelnde Unterstützung durch die Stadt Kornwestheim sorgt beim SVK für Verdruss, sondern auch die Folgen der Corona-Pandemie setzen dem Verein zu. Man sei mit einem blauen Auge davongekommen, so der Präsident zu den Delegierten. „Aber auch ein blaues Auge sieht man, und es tut weh.“ Mehrere Entwicklungen bereiten Bahmann Sorge, so sagte er den Delegierten:

• die Mitgliederentwicklung: Zwar würde das Gros der Mitglieder dem Verein die Treue halten, gleichwohl geht der Präsident von einem Minus von 500 bis 600 Mitgliedern aus – weniger wegen Kündigungen, sondern weil es derzeit kaum die Möglichkeit gebe, neue Mitglieder zu gewinnen. Zu Beginn des Jahres zählte der Verein gut 6400 Mitglieder.

• das Ehrenamt: Es sei in der Pandemie fast zum Erliegen gekommen. Bahmann befürchtet, dass sich die freiwilligen Helferinnen und Helfer zurückziehen oder ihr Engagement reduzieren.

• das Funsportzentrum: 150 Mitglieder hat das SVK-Sportstudio verloren. Er habe mit mehr Verlusten gerechnet, so Bahmann. Und dabei befand sich das Zentrum gerade in einem Höhenflug. 2019 zählte es gut 1700 Mitglieder – so viele wie nie zuvor. Bahmann geht von Mindereinnahmen in Höhe von rund 400 000 Euro aus.

• die Gesundheit: Der Ausfall von reinen Sportveranstaltungen sei ja zu verschmerzen. Aber dass man nicht habe trainieren können, das werde Nachwirkungen haben, so der Präsident. Besonders betroffen seien die Kinder und Jugendlichen, besonders schwierig die Situation im Schwimmsport. „Viele Kinder werden Nichtschwimmer bleiben. Das sind Defizite fürs Leben.“

Die Finanzen des SVK

Förderung
Von staatlicher Seite gab es im Laufe der Pandemie rund 400 000 Euro an Unterstützung. Schatzmeister Werner Sälzer geht aber davon aus, dass ein Teil davon wieder zurückgezahlt werden muss, weil der SVK das vergangene Jahr mit einem Plus von knapp 50 000 Euro abgeschlossen hat.

Haushalt 2021
Es sei nicht ganz einfach gewesen, einen Haushalt für das laufende Jahr aufzustellen, so Sälzer zu den Delegierten. „Das war wie ein Blick in die Glaskugel.“ Der Schatzmeister rechnet mit einem Minus von 144 000 Euro am Ende des Jahres. Möglicherweise wird der Verein auf einen „Liquiditätskredit für gemeinnützige Organisationen“ mit besonders günstigen Konditionen zurückgreifen. 150 000 Euro will man eventuell aufnehmen.

Beiträge
Präsident Bahmann geht davon aus, dass die Beiträge im kommenden Jahr erhöht werden müssen. Das letzte Wort haben aber die Delegierten.