Die Einrichtung verfügt über großzügige Räumlichkeiten in der Rosensteinstraße.
Kornwestheim - Es ist ein munteres Damen-Quartett, das auf den Sesseln und dem Sofa in der großen Wohnküche Platz genommen hat. Sie sind sozusagen die Premierengäste, die ersten, die die neue Tagespflege des ökumenischen Krankenpflegevereins und der Kirchlichen Sozialstation besuchen. Birgit Englert sucht das Gespräch mit den vier Frauen und fragt, was sie sich von dem Angebot erhoffen. „Ich bin viel allein“, sagt eine 82-Jährige. Der Tag in der Rosensteinstraße soll Abwechslung bieten und auch den Sohn daheim entlasten, der sich um seine Mutter kümmert und sie nun einen Tag in der Woche in guten Händen weiß.
250 Quadratmeter Platz, außerdem ein Garten
14 Plätze stehen in der Tagespflege der Sozialstation zur Verfügung. Raum zum Verweilen gibt’s reichlich im Erdgeschoss des Neubaus. 250 Quadratmeter hat der Krankenpflegeverein angemietet. Herzstück ist die riesige Wohnküche mit Sitzecke, Esstischen, Schränken, Herd und Kühlschrank. In zwei Räumen stehen bequeme Liegesessel für die Mittagspause. Und einen Garten, in dem später einmal ein Hochbeet angelegt werden soll, können die Gäste auch nutzen – genug Möglichkeiten also, einen ganzen Tag zu verbringen.
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Um 8 Uhr startet die Tagespflege mit ihrem Programm. Frühstück wird gegen 9 Uhr serviert, dann stehen bis zum Mittagessen Gedächtnisspiele, Gesprächsrunden oder die Zeitungslektüre an. Oder es wird gebastelt, gehäkelt, gespielt oder bei der Zubereitung der Speisen geholfen. „Wir richten uns ganz nach unseren Tagespflegegästen“, sagt Anja Baisch, Geschäftsführerin der Kirchlichen Sozialstation. Und natürlich werden immer wieder Spaziergänge durch die nähere Umgebung unternommen, Ausflüge sind ebenso vorgesehen wie Feste. Um 16.30 Uhr endet nach dem Kaffeetrinken der Tag in der Tagespflege und die Gäste machen sich wieder auf den Heimweg.
50 Tagespflegeplätze gibt es nun in Kornwestheim
Dass es zusätzlich zur Revivo-Tagespflege in der Bahnhofstraße und zum Angebot des Jakob-Sigle-Heims Bedarf an einer solchen Betreuung gibt, davon sind Franz Scheuermann und Marco Maier vom Vorstand des ökumenischen Krankenpflegevereins überzeugt. Rund 50 Plätze für eine Stadt wie Kornwestheim, das sei nicht zu viel, sagt Franz Scheuermann von der katholischen St.-Martinus-Gemeinde. Marco Maier (evangelische Kirchengemeinde) geht davon aus, dass das Interesse an der Tagespflege steigt, wenn die Arbeitnehmer vom Homeoffice in die Büros und an die Arbeitsplätze zurückkehren. „Tagespflege“, nennt Anja Baisch einen Vorteil des Angebots, „kann den Umzug in ein Heim wesentlich hinauszögern.“ Und sie trage dazu bei, dass die Angehörigen bei der Pflege und Betreuung entlastet werden. Und bei den Senioren werden durch Gespräche und gymnastische Übungen Geist und Körper angeregt.
Oft ist es ein Wiedersehen unter den Gästen
Die 82-Jährige Dame berichtet, dass sie sich zuvor mit ihrem Sohn die neue Einrichtung angeschaut habe. Die Entscheidung, den Dienstag künftig in der Rosensteinstraße zu verbringen, sei schnell gefallen. Sie sei ein sehr geselliger Mensch, sagt sie, und erzählt von vielen Nachmittagen, die sie zusammen mit acht Frauen aus der Nachbarschaft im Garten verbracht habe. „Wir haben zusammengehalten wie Pech und Schwefel.“ Mittlerweile aber sind einige Frauen aus der eingeschworenen Gemeinschaft gestorben, und den anderen ist es gesundheitlich nicht mehr möglich, sich gegenseitig zu helfen. Für eine 88- und eine 89-jährige Besucherin wird der erste Tag in der Tagespflege zu einem Wiedersehen. Sie kennen sich aus der Gymnastikgruppe, die sie einst zusammen besucht haben.
In der Regel kommen die Gäste einen Tag in der Woche, aber auch mehrere Tage können gebucht werden. Die Kosten pro Tag liegen bei 98 Euro. Darin ist dann aber auch alles enthalten. Lediglich das Abholen und Nach-Hause-Bringen kommt, wenn gewünscht, oben drauf. Die Pflegekassen zahlen in der Regel einen Zuschuss.
Die Tagespflege der Kirchlichen Sozialstation ist unter Telefon 8 22 00 oder per E-Mail an info@sozialstation-kwh.de zu erreichen.