Federvieh-Familie: Die Nilgänse im Stadtpark lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Foto: Marius Venturini

Im Kornwestheimer Stadtpark zieht ein Nilgans-Pärchen seine Küken auf. Das sorgt nicht nur für Freude.

Kornwestheim - Da watschelten sie fröhlich über die Stadtparkwiese: Papa Nilgans, Mama Nilgans und eine ganze Schar an Küken. Da wurde zwischen See und Brücke geschnattert, geputzt und geschaut, was um einen herum so passiert. Spaziergänger und Radfahrer ließen die Federvieh-Familie völlig kalt. Doch was im ersten Moment niedlich aussieht, ist vielerorts ein nicht zu unterschätzendes Problem.

Vögel kamen in der 1970er nach Deutschland

Nilgänse gehören zu den sogenannten „potenziell invasiven Arten“, das heißt: Sie machen sich dort breit, wo sie eigentlich nicht hingehören. Ursprünglich – wie der Name schon sagt – in Afrika am Nil beheimatet, kamen die Tiere Ende des 18. Jahrhunderts nach England, wo sie zunächst als Ziervögel gehalten wurden. Dann aber büxten ein paar Gänse aus und vermehrten sich. Die Art breitete sich aus, und über die Niederlande wuchs die Population seit den 1970er Jahren auch rasant nach Deutschland hinein.

„Ich mag sie auch nicht so richtig“, sagt der Kornwestheimer Nabu-Vogelexperte Bernd Mathe über die Gänse mit dem charakteristischen dunklen Augenring. Er weiß aber auch, dass laut Nabu gar nicht abschließend geklärt ist, ob die Nilgänse wirklich zu jener großen Bedrohung werden, als die sie bislang angesehen wurden. „Neueste Studien, zum Beispiel aus Hessen, sprechen eher dafür, dass sich Nilgänse ohne nachweisbare negative Effekte auf andere Arten in neuen Gebieten ansiedeln“, schreibt der Verband über die Tiere.

Sicher ist hingegen, dass die Gänse gegenüber anderen Wasservögeln stellenweise äußerst aggressiv auftreten. „Sie ertränken teilweise Entenküken“, so Mathe. Allerdings sei das Problem speziell im Kornwestheimer Salamander-Stadtpark nicht so groß wie anderswo. „Am Max-Eyth-See oder in den Zugwiesen in Hoheneck, da sieht es schon ganz anders aus. Die Nilgänse leben normalerweise in richtigen Pulks“, weiß Bernd Mathe. Ein Paar mit Küken stelle noch keine unmittelbare Bedrohung da. Die Betonung liegt aber auf dem Wörtchen „noch“. Nilgänse sorgen zwei bis dreimal pro Jahr für sieben bis acht Nachkommen. Sie sind damit also sehr wohl in der Lage, sich rasant auszubreiten.

Fütterverbot im Stadtpark

Im Kornwestheimer Stadtpark herrscht seit geraumer Zeit ein Fütterungsverbot, das auch Tauben, Enten und Nilgänse einschließt. Die Tiere sollen sich nicht daran gewöhnen, einfach so Nahrung zugeworfen zu bekommen. Zumal speziell Brot den Enten und Gänsen eher schadet als nützt.

Wie sich die Nilgans-Population im Stadtpark entwickelt, bleibt zunächst abzuwarten. Wie es aber laufen kann mit einer eingeschleppten Art, beschreibt Bernd Mathe am Beispiel des Spatzes: „Den gab es hier auch nicht, bevor ihn Christoph Columbus von seinen Reisen mitgebracht hat und er sich in Europa rasant ausgebreitet hat.“