Für Kornwestheim schlagen die Tunnelbefürworter vor, nicht nur den Nordostring, sondern auch Teile der B 27 zu untertunneln. Das würde Platz schaffen für einen Landschaftspark, wie er auf der Zeichnung zu sehen ist. Foto: z

Vertreter der Gemeinderatsfraktionen betroffener Kommunen haben sich zum Meinungsaustausch getroffen.

Kornwestheim - Ob im Tunnel oder auf freiem Feld: Die Sozialdemokraten lehnen den Nordostring, der den Rems-Murr-Kreis mit dem Kreis Ludwigsburg verbinden soll, weiterhin ab. Das betonten Vertreter der SPD-Gemeinderatsfraktionen aus Stuttgart, Remseck, Waiblingen, Fellbach und Kornwestheim nach einem gemeinsamen Treffen. „Uns ging es darum, auszuloten, wie sich die Einschätzung zum Nordostring in den Städten der Raumschaft darstellt. Dabei wurde sehr schnell klar, dass alle SPD-Fraktionen gegen den Ausbau eines vierspurigen Nordostrings sind,“ so Harald Raß, Fraktionsvorsitzender der SPD-Regionalfraktion Stuttgart.

In Waiblingen könne sich wohl eine Gemeinderatsmehrheit eine zweispurige Verbindung gegebenenfalls mit teilweiser Untertunnelung vor allem zur Entlastung Hegnachs vorstellen, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Roland Wied. Das ändere aber nichts daran, dass die Waiblinger Sozialdemokraten die Umgehungsstraße in Gänze ablehnen.

Und daran ändert auch nichts die Idee einer Gruppe um den Waiblinger Unternehmer Dr. Rüdiger Stihl, den Nordostring in einen elf Kilometer langen Tunnel zu verlegen. „Das Modell hat uns nicht überzeugt, da eine Planung noch nicht erkennbar ist“, so Hans-Michael Gritz, Fraktionsvorsitzender aus Kornwestheim, und Sybille Mack aus Fellbach. Und auch die Remsecker SPD lehnt den Nordostring ab. In ihrer Stadt, so die Fraktionsvorsitzende Angelika Feuerer, konzentriere man sich derzeit auf den anstehenden Bürgerentscheid zur Westrandbrücke. Martin Körner, Fraktionsvorsitzender in Stuttgart und OB-Kandidat in der Landeshauptstadt, wies auf Stuttgarts ausführliche Stellungnahme zum Regionalverkehrsplan hin, in der ein Nordostring abgelehnt wird. „Die Frage eines Nordostrings muss politisch zuerst auf der Landesebene entschieden werden, aber es sieht im Augenblick nicht danach aus, dass von der Landesregierung die Planung eingeleitet wird“, so Martin Körner nach dem Treffen mit den Fraktionsvorsitzenden aus der Region.

Stihl hatte zusammen mit Mitstreitern seine Pläne jüngst im Kornwestheimer Gemeinderat vorgestellt und war dort auf Widerstand gestoßen. Das Hauptargument der Kritiker: Der Nordostring zieht mehr Verkehr nach Kornwestheim. Einige Tage später war Stihl auch zu Gast im Waiblinger Gemeinderat. Dort gab es ein geteiltes Echo auf die Tunnellösung. Die Wortmeldungen reichten vom Lob in den höchsten Tönen bis zur völligen Ablehnung. Zustimmend äußerte sich die Waiblinger CDU-Fraktion, die vor einiger Zeit eine Tunnellösung im kleineren Umfang angeregt hatte und Stihl nun ihre Unterstützung zusagte. Auch die FDP-Fraktion und die Fraktion Freie Wähler/Demokratische Freie Bürger signalisierten mehrheitlich Zustimmung – bis auf Volker Escher. Der Landwirt argumentierte, er könne sich nicht vorstellen, dass auf der über dem Tunnel liegenden Erdschicht noch Pflanzen gedeihen würden.

Eine Vertreterin der Agtif-Fraktionsgemeinschaft argumentierte, neue Straßen zögen neuen Verkehr an, und die Kohlendioxidbelastung durch den „gigantischen Betonverbau“ sei enorm. Tobias Märtterer von der Liste Grüne, Natur- und Tierfreunde (Grünt) lehnte den Nordostring ebenfalls ab, „egal, ob der oben gebaut oder tiefergelegt wird“. Er argumentierte, dass sich verkehrsmindernde Konzepte wie etwa mehr Homeoffice schneller umsetzen ließen.