Erdbeerernte: Es fehlen Saisonkräfte. Foto:  

Auch in der Region beklagen Betriebe, dass ihnen die Saisonarbeiter fehlen und sie weniger ernten können.

Kornwestheim/Ludwigsburg - Seit Mittwoch dürfen Erntehelfer und andere Saisonarbeitskräfte nicht mehr nach Deutschland einreisen. Die Maßnahme soll dabei helfen, die Corona-Pandemie einzudämmen, doch sie stellt etliche landwirtschaftliche Betriebe, auch aus der Region um Kornwestheim und Ludwigsburg, vor Probleme – zumal die Spargel- und die Erdbeerernte anstehen. Wir haben uns bei Landwirten und Behörden umgehört.

Landwirt Simon Sperling hat seinen Hof zwischen Mühlhausen und Kornwestheim, regelmäßig bietet er auf den Kornwestheimer und Stuttgarter Märkten seine Waren feil. Er benötigt im Frühjahr Helfer zum Bäume schneiden und Pflanzen. „Für alles Mögliche“, wie er sagt. Gewöhnlich seien fünf Saisonarbeiter bei ihm im Einsatz. Nun sind nur zwei da. „Sie sind zum Glück hier geblieben“, sagt Sperling. Unglücklich sei es, dass „der Kopf“ fehle, ein erfahrener Vorarbeiter. Problematisch könnte es im Juli werden, da steht bei Sperling die Apfelernte an. „Ich hoffe, dass die Situation sich bis dahin beruhigt hat“, sagt der Landwirt, der darauf hinweist, dass die Vermarktung aktuell „aus dem Ruder laufe“. Denn: „Wir müssen mehrmals die Woche Lebensmittel zu den Märkten fahren, aber in kleineren Mengen.“ Das sei aufwendiger.

Der Agrar-Ingenieur Uwe Würth vom Hof Landwürth zwischen Pflugfelden und Kornwestheim sagt: „Wir sind ziemlich betroffen.“ Er habe rund 25 Hektar Spargel, damit ist Landwürth einer der größeren Produzenten in der Region Stuttgart. Aktuell habe er nur fünf Erntehelfer da, 40 benötige er für die Spargelernte. Allerdings weist Würth auch darauf hin, dass es eventuell gar nicht möglich sei, all den Spargel in nächster Zeit loszuwerden – weil ja auch Restaurants und Gaststätten geschlossen haben, an die er sonst verkauft. Was tun? Würth freut sich, dass er täglich von Angebote von Leuten bekomme, die bei der Ernte helfen wollen. Er weist allerdings auch darauf hin, dass die Spargelernte ein hartes Geschäft ist. „Das muss man wollen und können, es gibt auch Tage, da scheint nicht die Sonne.“

In Mühlhausen bearbeitet die Sonnenland Schmid KG – eigentlich in Waiblingen beheimatet – etliche Hektar mit Erdbeeren und Feldsalat. Alissa Schmid sagt, aktuell habe man noch 20 Saisonarbeiter da, sie stammen aus Rumänien und seien nach der Feldsalat-Saison geblieben. Für die Ernte von etwas grünem Spargels sei man noch gut aufgestellt. Wenn Ende April allerdings die Erdbeerernte beginne, dann fehlten 60 Kräfte. „Wir sind zwiegespalten, ob wir neue Leute suchen oder noch abwarten – es ist ja noch etwas Zeit.“ Vater Daniel Schmid betont: „Es ist ein knochenharter Job, für den man gute und motivierte Leute braucht.“ Zum Glück habe man diese – aber einige dürfen eben im Moment nicht einreisen. Einen Rückgang bei der Abnahme von Obst und Gemüse merke man übrigens noch nicht, sagt Alissa Schmid. Sonnenland Schmid, die mit dem Sonnenhof kooperieren, verkaufen auch an den Großhandel. „Frische Lebensmittel werden weiterhin benötigt.“

Vom Landwirtschaftsamt des Kreises Ludwigsburg heißt es, man habe als Untere Landwirtschaftsbehörde keine Zuständigkeit für Saisonarbeitskräfte. „Gleichwohl ist uns bekannt, dass zahlreiche größere Betriebe, vor allem im Sonderkulturbereich – Spargel, Obst, Reben, Gartenbau – Probleme haben, ausreichend Kräfte zu bekommen“, sagt Pressesprecher Dr. Andreas Fritz. Wegen der Einreisebeschränkungen werde die generell auch hierzulande bereits in Vorjahren oft angespannte Situation verschärft. Der Landkreis verweist auf das Internetportal des Landwirtschaftsministeriums www.daslandhilft.de, bei dem Betriebe ihren Bedarf und potenzielle Erntehelfer sich bei Interesse eintragen können.