Auf in den Kampf: Die Mitglieder der Fasnetvereine wechseln fast nahtlos vom Kehraus zur Kehrwoche. Foto: Werner Waldner

Die Stadt startet eine Aktion der ganz besonderen Art, um Abfall zu vermeiden.

Kornwestheim - Am Tag zuvor hatten sie noch den Kehraus gefeiert, für Aschermittwoch lud Oberbürgermeisterin Ursula Keck die Narren zum Kehren ein. „Das passt doch wunderbar zusammen“, sagte die OB am Vormittag auf dem Bahnhofsplatz, wo sie das „Müll-Fasten“ einläutete. „Idee der Kampagne ist es, die Fastenzeit zu nutzen, nicht klassischerweise auf Süßigkeiten, Alkohol oder andere Lebensmittel zu verzichten, sondern den eigenen Konsum und den damit einhergehenden Umgang mit Müll zu hinterfragen“, heißt es vonseiten der Stadt. Und um gleich mit gutem Beispiel voranzugehen, verteilte die OB Greifzangen und Müllsäcke an die Vertreter von Fasnetzunft, Freier Narrenzunft, Kornfetz und Holzbachzotten. Auch Anna Rosenberger von der Jugenddelegation Kornwestheim (Judeko) war dabei: Sie absolviert derzeit ein Praktikum bei der Stadtverwaltung Kornwestheim.

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Sauberkeit und Sicherheit in der Innenstadt sei den Menschen ein wichtiges Thema, erinnerte die OB an die Ergebnisse einer Bürgerbefragung im vergangenen Jahr. Und der Stadt ist’s ein teures Anliegen: Der Container auf dem Bauhof, in dem der im Stadtgebiet aufgelesene Müll landet, hat ein Fassungsvermögen von 40 Kubikmetern. Dieser Container ist im vergangenen Jahr 28-mal geleert worden, wie die Stadt auf Anfrage mitteilt. Die Kosten allein dafür: knapp 50 000 Euro.

Stadtreinigung war am Mittwochmorgen schon da

Dass der Container nach dem Auftakt zur Müll-Fasten-Aktion am Mittwoch auf dem Bahnhofsvorplatz direkt überquellt, davon ist allerdings nicht auszugehen. Die Stadtreinigung war am Morgen schon über den Bahnhofsplatz gekurvt. Susanne Schaile von der Freien Narrenzunft entdeckte hinterm Coronatestzelt noch ein paar Verpackungsreste, ansonsten aber beschränkte sich der Erfolg am Bahnhof auf Zigarettenkippen. Eine Pizzaverpackung sei bei ihrem Gang Richtung Holzgrundplatz das größte gewesen, was sie gefunden habe, berichtete die Oberbürgermeisterin nach der Aktion. Sie sei auch mit einer Gaststättenbesitzerin ins Gespräch gekommen, vor deren Eingangstür unzählige Zigarettenkippen lagen. Sie wolle keinen Aschenbecher aufstellen, ließ die Gastronomin die OB wissen, weil darin dann nur Müll lande. Am Ende überließ die OB der Kornwestheimerin eine Greifzange in der Hoffnung, dass sie in Zukunft häufiger zum Einsatz kommt.

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Der OB ist es wichtig, dass der Müll – wo immer er auch hingeworfen wird – möglichst schnell wieder verschwindet. Denn es gibt die Erfahrung: Wo sich erst einmal Unrat ansammelt, folgt ganz schnell weiterer Abfall. Was man alles tun kann, um erst überhaupt keinen Müll entstehen zu lassen und wie man ihn am besten entsorgt, darüber will die Stadt in den kommenden sieben Wochen auf ihrer Facebook-Seite (www.facebook.com/stadt.kornwestheim) informieren.

Unrat-Exxe: Yvonne Bauer krauchte durchs Gebüsch

Derweil die Stadt das Müll-Fasten symbolisch einläutete, krauchte Yvonne Bauer, in Kornwestheim auch bekannt auch als Unrat-Exxe, durchs Gebüsch und zog eine Matratze hervor. Sie hat ihren Aktionsradius mittlerweile erweitert und sammelt auch in Grünflächen abseits der Wege Müll auf. Im Gewerbegebiet Nord entdeckte sie sage und schreibe 70 Autoreifen, die jemand in der Landschaft entsorgt hat. Sie sind nicht mehr ganz taufrisch: „Made in Yugoslavia“ steht auf den Reifen. . . Weil sich der Sperrmüll, den Yvonne Bauer zusammen mit Freunden aus dem Grün fischt, teilweise auf Bahngelände befindet, steht ihr ein Container zur Verfügung, in den sie den Schutt kippen können.

Warum entsorgen die Menschen einfach so ihren Müll, schmeißen Pappbecher auf den Gehweg oder schnippen Zigarettenkippen weg? Schlechte Erziehung, mutmaßen die Vertreter der Fasnetvereine, die der Unrat-Exxe Respekt zollten vor dem, was sie leistet.