Besuch bei den Bienen: Mit kleinen Schülergruppen stattet Ulrike Angenendt dem Volk immer wieder einen Besuch ab. Foto: Werner Waldner

Die Gemeinschaftsschule verfügt derzeit über einen eigenen Bienenstock.

Kornwestheim - Ulrike Angenendt ist sich ziemlich sicher: Die Bienen fühlen sich wohl ganz wohl hier im Schatten der Philipp-Matthäus-Hahn-Gemeinschaftsschule in Kornwestheim. Nur einen Steinwurf von dem Bienenstock entfernt hat die Schule eine Wildblumenwiese angelegt. Der Stadtpark und die vielen Balkone und Gärten versprechen den Bienen zudem einen stets reich gedeckten Tisch. In der Stadt, sagt die Imkerin und Biologielehrerin, sei das Nahrungsangebot für die Bienen häufig besser als auf dem Land. Da fällt es fürs Wohlbefinden der Insekten nicht weiter ins Gewicht, wenn alle paar Tage eine kleine Schülergruppe zusammen mit ihrer Biologielehrerin vorbeischaut und den einen oder anderen Rahmen aus dem Stock zieht, um sich über das segensreiche Tun der Insekten zu informieren.

An diesem Tag dürfen Katharina und Japleen, beide elf Jahre alt, Viktoria (10) und Nasuh (13) zusammen mit Ulrike Angenendt den Bienen – es dürften rund 50 000 Tiere sein – einen Besuch abstatten. Der Ausflug einmal um das Schulgebäude herum will gut vorbereitet sein. Im Schulgebäude schlüpfen die vier Pennäler aus der 5a in knallgelbe Schutzanzüge, stülpen sich einen Imkerschleier über das Gesicht und Handschuhe über die Hände. Auch Ulrike Angenendt, obgleich mit den Bienen bestens vertraut, „verkleidet“ sich für die Stippvisite bei ihren Tieren. Hinter dem rot-weißen Flatterband steht der Bienenstock. Die Lehrerin gibt einige Anweisungen: ruhig verhalten, sich nicht erschrecken lassen und nicht vor dem Flugloch stehen. Und einen Trick, um die Tiere zu beruhigen, wendet sie auch noch an. Viktoria darf mithilfe eines Smokers Rauch in Richtung der Waben blasen. Das hemmt die Tiere in ihren Aktivitäten.

Mehrere Rahmen zieht Ulrike Angenendt nacheinander aus dem Holzkasten heraus. Wer findet die Königin? Sie hat einen blauen Punkt – nicht etwas, weil sie blaublütig ist, sondern weil sie im vergangenen Jahr das Licht der Welt erblickt hat. Die Imker geben ihren Königinnen Jahresfarben, um stets das Alter sicher bestimmen zu können. Höhepunkt des Freiluftunterrichts an diesem Vormittag: Katharina, Japleen, Viktoria und Nasuh dürfen mit ihrem Finger über den Honig in den Waben streichen und eine Kostprobe nehmen. Sie sind zufrieden: Das flüssige Gold mundet.

Ulrike Angenendt hofft, mit dem Bienenstock der Philipp-Matthäus-Hahn-Gemeinschaftsschule rund 30 Kilogramm Honig erwirtschaften zu können. Er soll zugunsten der Schule vermarktet werden.

Wichtiger als der Honig ist der Biologielehrerin, die sechs Bienenvölker ihr Eigen nennt, aber der Erkenntnisgewinn bei den Schülerinnen und Schülern. Als sie den Bienenstock von Asperg nach Kornwestheim brachte, war die Angst in der Klasse, deren Fenster in Richtung der Insekten liegen, groß. „Die Bienen“, sagt die Lehrerin, „werden als Stechtiere wahrgenommen, nicht als Nutztiere.“ Dank der Besuche der Schülergruppen beim Bienenvolk und der Erläuterungen der fachkundigen Biologielehrerin ist mittlerweile eine gute Nachbarschaft zwischen den fliegenden und den lernenden Lebewesen entstanden.

Gleichwohl: Mit Beginn der Sommerferien heißt es für die Schülerinnen und Schüler Abschied nehmen von dem schuleigenen Bienenvolk. Für die Tiere geht es zurück nach Asperg. Sie hinterlassen dann hoffentlich nicht nur jede Menge köstlichen Honig in der Kornwestheimer Gemeinschaftsschule, sondern auch ein gewachsenes Verständnis für Ihresgleichen.

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