Das Team der Diakonie Kornwestheim und ein Interessierter (links). Foto: /Jacqueline Fritsch

Die Diakonie will Suchtkranke unterstützen – und präsentiert ihr Tätigkeitsfeld.

Kornwestheim - Tok, tok, tok – der Zeiger des Glücksrads bleibt auf der 14 stehen. Ob das wohl gut ist? „Ja!“, sagt Alexandra Kull und kramt einen weißen Stressball hervor. Sie arbeitet bei der Diakonie und erzählt, dass Stressbälle bei Klienten in der Suchtberatung sehr beliebt sind. „Im Gespräch knibbeln sie sonst gerne am Papier rum“, sagt sie. Ihre Kollegin Stefanie Heimpel stimmt zu: „Wenn die Klienten einen Stressball in der Hand haben, ist das für uns auch angenehmer als das ständige Kuli-Klicken.“

Stand auf dem Bahnhofsvorplatz

Die Diakonie hat einen Standort in Kornwestheim und bietet dort auch Suchtberatungen an – darauf wollen Mitarbeiter am Mittwoch mit einem Infostand am Bahnhofsvorplatz aufmerksam machen. So beteiligt sich der Ortsverband am bundesweiten Aktionstag der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. „Viele wissen nicht, dass es uns hier gibt“, sagt Matthias Liegl, Fachbereichsleiter Suchthilfe des Kreisdiakonieverbands Ludwigsburg. Etwas bekannter sei der Standort in Bietigheim-Bissingen, wo zum Beispiel auch Suchttherapie angeboten werde. In Kornwestheim ist der Einstieg in die Suchtberatung niederschwelliger: Es gibt unverbindliche Gespräche, in denen man sich einfach informieren kann, eine Informations- und Motivationsgruppe und eine Jugend- und Drogenberatung.

Für Menschen, die ein Problem mit Alkohol, Drogen oder Glücksspiel haben, sei es aber oft ein schwieriger Schritt, sich Hilfe zu suchen, weiß Matthias Liegl. „Der psychische Druck auf die Leute ist hoch, auch auf die Angehörigen“, sagt er. Deshalb soll der Infostand am Bahnhofsvorplatz die Hemmschwelle weiter senken und Passanten dazu einladen, mit den Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen. „Deshalb haben wir es spielerisch aufgebaut“, sagt Alexandra Kull. Am beliebtesten sei die Umfrage, die sie gestartet haben: „Sollte Cannabis legalisiert werden?“ „Das ist heute schon rege diskutiert worden“, sagt Kull. Um die Mittagszeit liegt die Antwort „Nein“ knapp in Führung.

Die „Mythenwand“ fördert Wahrheiten zutage

Zu dem Infostand gehört auch eine große Tafel, sozusagen die „Mythen-Wand“. Denn dort stehen auf bunten Schildern Möchtegern-Weisheiten über Drogen und Alkohol. Zum Beispiel „Nach dem Schlaf ist man wieder nüchtern“. Darunter hängt ein weiteres Schild, auf dem erklärt wird, was es mit dem Mythos auf sich hat. In dem Fall steht dort, dass sich Alkohol im Schlaf keinesfalls schneller abbaut – es bleibt bei einer Rate von 0,1 bis 0,2 Promille pro Stunde.

Einige Passanten halten neugierig an den bunten Stationen an. Und nicht alle gehen nach einer Runde Glücksrad wieder. „Es sind heute schon ein paar nette Gespräche entstanden“, sagt Kull.

Die Diakonie ist am Bahnhofsplatz 10 zu finden. Offene Telefonsprechstunden für Erwachsene gibt es dienstags von 14.30 bis 16.30 Uhr und donnerstags zwischen 9 und 11 Uhr.