Um Datenschutz ging’s im K. Netzaktivist Markus Beckedahl referierte. Foto: Peter Meuer

Wie gefährlich sind Monopole im Netz? Entwickelt sich künstliche Intelligenz wie in den Terminator-Filmen? Im K gab der Verbrauchertag zum Thema Daten nun Antworten.

Kornwestheim - Markus Beckedahl projiziert per Videobeamer das Foto einer großen Demonstration an die Leinwand im K. „So sollte das Internet sein“, sagt er und spricht von „Freiheit“ und „Dezentralisierung“. Dann wechselt er das Bild per Knopfdruck aus. Ein Einkaufszentrum erscheint, und kurz darauf die Firmenlogos von Facebook, Google und Amazon. „Das ist, was wir bekommen haben“, ergänzt Beckedahl. Er beschreibt, dass die Nutzungsbestimmungen der großen Firmen im Netz oft fast nur Pflichten der Nutzer aufzählen, doch keine Rechte. Und er stellt dann die Frage in den Raum: „Wie geht man nun mit der Monopolbildung im Internet um?“

Beckedahl, Jahrgang 1976, ist Gründer und Chefredakteur des Weblogs Netzpolitik.org, Träger des Publizistikpreises „Grimme Online Award“ und einer der wichtigsten deutschen Experten für Netzpolitik und neue Medien. Ins K ist er an diesem Tag geladen worden als Redner beim großen Verbrauchertag Baden-Württemberg, das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz hatte Kornwestheim als Veranstaltungsort dafür auserkoren. Das Motto des Verbrauchertages lautet: „Meine Daten gehören mir – oder etwa nicht?“

Beckedahl ist dabei als „Kenner der Szene“ eingeladen, wie der Moderator Jürgen Wippel betont. Der Vortrag des Netzjournalisten dreht sich in der Folge um Datensicherheit, etwa bei smarten Haushaltsgeräten, um große Internetkonzerne und um deren Machtkonzentration. Dass Facebook heute allein vier der acht größten Smartphoneapps kontrolliert, bemerkt er kritisch an. Beckedahl nimmt dabei durchaus den Gesetzgeber in die Pflicht, er wünscht sich mehr Personal beim staatlichen Datenschutz, stellt auch die Frage nach dem Kartellrecht – wohl wissend, dass die großen Internetkonzerne in den USA sitzen und aus Europa schwer zu beeinflussen sind.

Der Medienexperte richtet seinen Blick auch etwas weiter in die Zukunft. Einmal wirft er per Beamer das Bild eines Terminators aus dem gleichnamigen Film mit Arnold Schwarzenegger an die Leinwand und illustriert damit das Thema „Künstliche Intelligenz“. Der Film sei natürlich eine absolute Dystopie, sagt Beckedahl.

Dennoch gebe es viele Fragen. „Sollen wir in Kriegen künstliche Intelligenz einsetzen“, sei so eine. Oder, für ihn wichtiger: „Wie und auf welcher Basis entscheidet künstliche Intelligenz künftig, wer etwa eine Herztransplantation bekommt und wer nicht?“ Beckedahls Vortrag gibt einige Antworten. Er stellt aber ebenso viele Fragen. Generell zeigen auch die weiteren Programmpunkte des Daten-Verbrauchertages: Es gibt noch Gestaltungsräume für die Politik in Sachen Datenschutz, aber auch noch viel Nachholbedarf, bei Recht und Gesetz ebenso wie bei der Aufklärung der Bevölkerung.

Zwei Diskussionsrunden mit verschiedenen Experten aus Internetwirtschaft, Verbraucherschutz und Politik tragen dazu bei. Sätze fallen wie: „Daten sind die Rohstoffe des 21. Jahrhundert“ (Staatssekräterin Friedlinde Gurr-Hirsch), „Daten sind eher wie erneuerbare Energien, sie gehen nicht weg, wenn man sie nutzt“ (Susanne Dehmel, Leiterin Datenschutz beim Digitalverband Bitkom), „Die aktuelle Rechtslage ist: Meine Daten gehören eben nicht mir. Aber sie sollten es.“ (Andrea Wechsler, Professorin für Wirtschaftsrecht) und „Daten werden ein Markt, Bürger könnten einmal die Hälfte ihres Einkommens mit Daten erwirtschaften“ (Dr. Eike Wenzel, Leiter des Instituts für Trend und Zukunftsforschung).

Obwohl das Land den Verbrauchertag organisiert, ist übrigens auch Kornwestheim auf dem Podium vertreten. Oberbürgermeisterin Ursula Keck hält ein Grußwort und nutzt die Gelegenheit, städtische Serversysteme, Digitalisierungsprojekte und die Internetanbindung der Stadt kurz vorzustellen. Dass der Schutz der Privatsphäre „ein hohes Gut“ sei, betont auch die Kornwestheimer Rathauschefin.