Wegen Betruges in 18 Fällen hat das Amtsgericht einen ehemaligen Versicherungsvertreter verurteilt. Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

Der Mann kassiert Provision für ein Gebäude in Kornwestheim, das es nicht gibt.

Kornwestheim - Wegen Betruges in 18 Fällen hat das Ludwigsburger Amtsgericht einen ehemaligen Versicherungsvertreter aus Schwieberdingen verurteilt. Der Betrüger hat Verträge auf nicht existierende Kunden abgeschlossen und Provisionen dafür abkassiert. Darüber hinaus hat der Mann eine Feuerversicherung auf ein Kornwestheimer Vereinsgebäude abgeschlossen, das es nicht gab.

Bei der Stuttgarter Staatsanwaltschaft haben sich 18 Einzelfälle aus dem Tatzeitraum Oktober 2016 bis Mai 2017 in einer Anklage niedergeschlagen. Die Provisionen, die der 38-Jährige von seinem Arbeitgeber, einem namhaften Versicherungskonzern, abkassierte, lagen zwischen etwa 100 und 2300 Euro pro Fall. Insgesamt, so der Staatsanwalt, habe sich der Mann um mehr als 11 000 Euro bereichert.

Über die auf nicht existierende Kunden abgeschlossenen Versicherungen hinaus hat der von seinem Arbeitgeber fristlos gekündigte Vertreter auch Lebensversicherungen auf seine Kinder abgeschlossen und die Beiträge nicht bezahlt. Der Mann war als Quereinsteiger in der Versicherungsbranche gelandet und dort aufgestiegen. Sein Arbeitgeber sei „sehr zufrieden“ mit ihm gewesen, betonte der 38-Jährige vor Gericht. Weil es mit den Versicherungen jedoch nach ein paar Jahren „nicht mehr so gut lief“, sei er auf „diese nicht so gute Idee“ mit den Scheinverträgen gekommen. Die Personalien hätte er „frei erfunden“.

„Die Provisionszahlungen sind ordentlich, die da herumgekommen sind“, bemerkte Strafrichterin Ann-Cathrin Koblinger. Die Provisionen müsse er alle zurückbezahlen, erklärte der Angeklagte dazu. Ansonsten habe er „null Kontakt“ zu seinem früheren Arbeitgeber. Der Mann hatte unter anderem eine Feuerversicherung für ein Vereinsgebäude in Kornwestheim abgeschlossen, das es gar nicht gab. In diesem Anklagepunkt wollte er vom türkischen Kulturverein über den Tisch gezogen worden sein, der gemeint habe, er gründe eine Firma. Der Angeklagte hatte auch Versicherungen auf nicht existente Tiere abgeschlossen.

Als Tatmotiv führte der Verteidiger des Angeklagten an, sein Mandant sei mit dem Leistungsdruck in der Versicherungsbranche überfordert gewesen und habe Geld gebraucht. Ansonsten handele es sich um einen ehrenhaften Bürger, der mehrere Ehrenämter begleite. „In einer finanziell angespannten Situation schließt man nicht Verträge mit Zahlungsverpflichtungen ab“, meinte die Richterin zu den Lebensversicherungen für die Kinder des Angeklagten. Das Urteil: ein Jahr und sechs Monate Haft auf Bewährung. Damit der Schwieberdinger seine Bewährungsstrafe auch spürt, soll er 50 Stunden gemeinnützig arbeiten. Das Geld, um das sich der Mann betrügerisch bereichert hat, wird vom Staat eingezogen und dem Versicherungskonzern wieder zugeführt.