Die Aufarbeitung ihrer Geschichte dauert für die Betroffenen nun schon fast zwei Jahre Foto: dpa

Unterm Dach eines Vereins verfolgen einige ehemaligen Heimkinder aus der Einrichtung der Brüdergemeinde Korntal nun ihre Interessen weiter. An diesem Samstag will der Vereinsgründer, Detlev Zander, über das weitere Vorgehen beraten.

Stuttgart - An diesem Samstag treffen ehemalige Heimkinder aus Korntal in Bonlanden zusammen, erstmals unter dem Dach eines Vereins mit dem Namen Betroffenenforum. Gründer ist Detlev Zander, der Mann, der 2014 Übergriffe auf Kinder öffentlich gemacht hat, die sich in der Zeit von 1959 bis 1975 in dem Heim der pietistischen Korntaler Brüdergemeinde ereignet haben sollen. Damit haben die Betroffenen ein juristisches Standbein.

Eingeladen ist außerdem Rechtsanwalt Ulrich Weber, der für die Aufklärung der Missbrauchsfälle bei den Regensburger Domspatzen eingesetzt ist. Laut Zander stellt Weber dem Betroffenenforum sein dort angewandtes Konzept vor und erläutert, welches Vorgehen er sich für Korntal vorstellen könnte. Detlev Zander will darüber hinaus über das Gespräch mit Johannes-Wilhelm Rörig berichten. Der Bundesbeauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs habe, so Zander, den Betroffenen unter anderem eine juristische Vertretung empfohlen. Auch Mitglieder der AG Heimopfer, die mit Zander nicht immer einer Meinung waren, haben ihr Kommen angekündigt. Das Treffen beginnt um 14 Uhr in Filderstadt-Bonlanden, Bonländer Hauptstraße 66.

Am 1. März 2016 startete die telefonische Meldestelle „Aufarbeitungsprojekt Korntal“ als erster Schritt zur wissenschaftlichen Aufarbeitung. Unter 08 00 / 3 76 32 50 können sich Opfer aus Kinderheimen der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal montags, 14 bis 18 Uhr, mittwochs, 17 bis 21 Uhr, und freitags, 9 bis 13 Uhr, melden. Die Hochschule Landshut soll Ausmaß und Art von Unrechtsfällen erfassen. Laut Wissenschaftlerin Mechthild Wolff, die das Projekt betreut, werde die Hotline sehr gut angenommen.