Schavan oder Oettinger? 2004 stand die CDU schon einmal vor der Wahl Foto: dpa

Kann ein Spitzenkandidat „verbrennen“, wenn man ihn zu früh nominiert? Viel gefährlicher ist es, wenn eine Partei nicht geschlossen hinter ihm steht, meint Arnold Rieger.

Stuttgart - Plötzlich kann’s der CDU nicht schnell genug gehen. Schon im Herbst will sie ihren Spitzenkandidaten küren, dabei hatten einige Strategen doch bis vor kurzem noch gebremst. Die häufig gehörte Warnung, der Bewerber könne in einer allzu langen Kampagne „verbrennen“, spielt nun keine Rolle mehr. Zu Recht?

Ob das mediale Interesse wach bleibt, hängt weniger von der Dauer als von der Dramaturgie eines Wahlkampfs ab. Das hat die Partei selbst in der Hand. Natürlich wird es schwer für sie, den Spannungsboden bis zur Landtagswahl 15 Monate lang zu halten. Auch die Gefahr, dass der Spitzenkandidat in einen Fettnapf tritt, nimmt eher zu. Andererseits benötigen relativ unbekannte Politiker wie Thomas Strobl oder Guido Wolf beträchtliche Zeit, um sich bekannt zu machen. In wenigen Wochen funktioniert das nicht. Die frühe Nominierung bietet für die CDU also genau so viele Chancen wie Risiken.

Wichtig ist für sie etwas ganz Anderes: Geschlossenheit. Denn nichts zersetzt das Image eines Kandidaten wirkungsvoller als Kritik aus dem eigenen Lager – wie aus dem Bundestagswahlkampf von SPD-Matador Peer Steinbrück zu lernen war. Wenn ein parteiinterner Wahlkampf der eigentlichen Kampagne vorausgeht, breitet sich dieser Spaltpilz besonders gern aus. Das ist die Schattenseite eines Mitgliederentscheids. Gerade die Südwest-CDU hat damit leidvolle Erfahrung gemacht. Mal sehen, ob sie daraus gelernt hat.

a.rieger@stn.zgs.de