„Schwerkraft und Wachstum“ lautet der Name eines Kunstwerks vor der EZB. Bei den Zinsen überwiegt die Schwerkraft- sie liegen jetzt bei Null. Foto: dpa

Noch tiefer ging es kaum – aber nun hat die Notenbank EZB die Zinsen auf Null gesenkt. Sie belohnt damit Zockerbanken und präsentiert dem Sparer die gigantische Rechnung.

Stuttgart - Die Euro-Zone muss sich allmählich vor ihren Rettern in Sicherheit bringen. Seit rund sieben Jahren versucht die Europäische Zentralbank (EZB) nun schon, die Banken und die klammen Staaten zu finanzieren, indem sie ständig neues Geld druckt. Das senkt die Zinsen, was überschuldete Staaten entlastet, und es hilft Banken mit maroden Kreditnehmern, die durch die niedrigen Zinsen entlastet werden. Doch wer für die Zukunft vorsorgt und Geld anlegt, gehört angesichts der Zinsen am Nullpunkt zu den Verlierern. Die EZB belohnt Verantwortungslosigkeit.

Doch so groß die Kaliber auch sind, die EZB-Chef Mario Draghi auffährt, die Wirkung lässt immer weiter nach. Die Aktienmärkte sind wackelig geworden, und an den Immobilienmärkten erreichen die Preise ein Niveau, das die Gefahr eines Absturzes in sich birgt, wie er schon einmal das Finanzsystem zum Kollaps brachte.

Die Weltwirtschaft ist auf Droge, und weil eine Erhöhung der Dosis kaum noch Wirkung zeigt, wählt er zugleich immer härtere Drogen. Nun will die Notenbank auch noch Anleihen von Unternehmen aufkaufen – außer Staaten können sich dann auch große Unternehmen mit frisch gedrucktem Geld finanzieren. Vom Schuldenabbau in hoch verschuldeten Euro-Staaten redet ohnehin keiner mehr – warum das Geld zusammenhalten, wenn Draghi es zum Nulltarif immer wieder nachdruckt? Draghi belohnt Zockerstaaten und Zockerbanken, und er reicht die Rechnung an solide Sparer weiter. Diese Politik kostet nicht nur Billionen, sondern – noch schlimmer – sie kostet Vertrauen. Die Notenbank wird zunehmend selbst zur Zockerbank.