Die Nestlé-Chefin Béatrice Guillaume-Grabisch hat im Juli 2018 die Schließung des Caro-Werkes in Ludwigsburg verkündet. Foto: factum/Granville

Das Caro-Landkaffeewerk in Ludwigsburg zu schließen, war schon fragwürdig – der Streit um die Abfindungen für Ex-Mitarbeiter beschädigt das Image von Nestlé, kommentiert Rafael Binkowski.

Ludwigsburg - Der Schließung des Caro-Landkaffee-Werkes in Ludwigsburg haftete von Beginn an ein Geschmäckle an. Der Nestlé-Konzern hat selbst noch voriges Jahr in internen Präsentationen verkündet, wie profitabel und erfolgreich der Standort sei – um ihn dann unter Angabe von falschen Zahlen mit der Begründung zu schließen, er sei nicht rentabel.

Die meisten Mitarbeiter finden keine neuen Jobs mehr

Dass dabei auch Mitarbeiter ihren Job verloren haben, die vom 2017 geschlossenen Nestlé-Standort Mainz nach Ludwigsburg gewechselt haben, unterstreicht die Absurdität dieser Entscheidung. Man muss dem Unternehmen zugutehalten, dass die Transfergesellschaft und die Abfindungsregelungen wenigstens das Schlimmste für die zuletzt 107 Angestellten abfangen. Schwer nur werden die meisten, die Mitte 50 sind und keine andere Berufsausbildung haben, wieder einen Job finden.

Ausgerechnet die Halteprämien werden anerkannt

Umso unverständlicher ist, dass sich Nestlé einen Streit über die Abfindungshöhe leistet und diesen sogar vor dem Arbeitsgericht klären lassen will. Der im Dezember 2018 mit Gewerkschaft und Betriebsrat in einer Nachtsitzung geschlossene Vertrag sieht ausdrücklich vor, dass alle Zuschläge mit berechnet werden. Ausgerechnet die Prämien nicht auf die Abfindung anzurechnen, mit denen die Mitarbeiter des zu schließenden Standorts motiviert werden sollten, ist kleinkariert. Sie empfinden dies zu Recht als Schlag ins Gesicht.