Die Polizei sichert den Tatort südöstlich von Lyon – die Fundstelle des Enthaupteten ist mit schwarzen Planen abgeschrimt Foto: AP

Audio-Kommentar - Noch ist nicht sichergestellt, dass die Anschläge in Lyon einen islamistischen Hintergrund haben. Fest steht, dass Islamisten ihre Anhänger gerade im Fastenmonat zu Anschlägen aufrufen.

Lyon - Man ist vorsichtig. Möglicherweise, so heißt es von offizieller Seite, habe der Terroranschlag auf ein Gaswerk nahe Lyon islamistische Hintergründe. Möglicherweise. Es gibt gute Gründe, vor einer allzu schnellen Schuldzuweisung zurückzuschrecken. Denn ohne genaue Kenntnis des Anschlags muss man sich vorsehen, leichthin in Klischees zu verfallen.

Aller Wahrscheinlichkeit aber haben religiöse Fanatiker in Frankreich wieder zugeschlagen, haben eine Nation schmerzhaft daran erinnert, dass sie auch nach dem Anschlag auf das Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ Anfang des Jahres hoch gefährdet bleibt – gerade jetzt durch islamistischen Terror. Schließlich rufen Dschihadisten wie die Terrormiliz Islamischer Staat ihre Anhänger gerade im Fastenmonat Ramadan zum Kampf auf. Die tödlichen Anschläge auf ein Touristenhotel in Tunesien und eine schiitische Moschee in Kuwait passen da ins Bild. In Sousse sind auch deutsche Urlauber unter den Opfern. Der Angriff in der tunesischen Ferienhochburg ist offensichtlich Teil der IS-Strategie, das Musterland des arabischen Frühlings zu erschüttern. Und es wie das benachbarte Libyen ins politische Chaos zu stürzen.

Auch in Deutschland selbst muss man die Bedrohungslage weiter ernst nehmen, sagt Innenminister Thomas de Maiziere. Anschläge auf Atomkraftwerke, Ölraffinerien oder Stromanlagen – man mag sich nicht ausmalen, was passieren könnte, wenn aus durchgeknallten Fanatikern im Namen Allahs wandelnde Bomben werden. All jene, die sich jetzt über Sinn und Zweck der Vorratsdatenspeicherung lustig machen, weil die den Anschlag nicht verhindern konnte, wollen nicht begreifen, dass es ohne dieses Sicherheitsinstrument noch schwerer fallen dürfte, den Terror im Zaum zu halten.