Über den Feinstaub-Alarm ist lange gesprochen worden. Jetzt ist er da Foto: dpa

Wenn sich die Luftqualität in Stuttgart nicht deutlich bessert, wird es von 2018 an verbindliche Fahrverbote geben. Jetzt das Auto stehen zu lassen kann diese Verbote vermeiden helfen.

Stuttgart. - 72 statt zulässiger 35 Tage mit zu viel Feinstaub hat die Landesanstalt für Umwelt in Stuttgart 2015 gezählt. Das ist ein Rückschlag für die Bemühungen um sauberere Luft. 2014 hatte es nur 64 Überschreitungstage gegeben. Weil der bisherige Luftreinhalteplan nicht ausreicht, rufen Stadtverwaltung und Landesregierung den Feinstaubalarm aus. Noch setzen OB Fritz Kuhn und Verkehrsminister Winfried Hermann auf Freiwilligkeit.

Manchen gehen die Appelle, das Auto stehenzulassen und stattdessen Bus und Bahn zu nutzen, bereits jetzt zu weit. Sie sehen einen Eingriff in ihre Freiheit, den sie nicht akzeptieren wollen. Noch aber gibt es diesen nicht. Doch sollten die Schadstoffwerte auch 2016 und 2017 über der EU-Marke bleiben, wird es 2018 erstmals Fahrverbote geben. An diesen würde auch eine parteipolitisch anders zusammengesetzte Landesregierung nicht vorbeikommen. Die EU droht mit Klage, schließlich gelten die Grenzwerte bereits seit zehn Jahren.

Ursachen für dicke Luft vielfältig

Anderen gehen die Appelle dagegen nicht weit genug. Halbherzig und lasch sei das, was Kuhn und Hermann ausgebrütet haben, weichgespült von der Sorge um die Wählergunst, die Bevormundung mit Liebesentzug bestraft. In acht Wochen ist Landtagswahl. Kaum vorstellbar, dass die beiden das nicht bedacht haben und deshalb vor Verboten zurückschrecken. Politiker ticken so.

Die Ursachen für die dicker werdende Luft sind vielfältig. Gute Konjunktur, zusätzliche Arbeitsplätze, ein neues Einkaufszentrum und eine Großbaustelle in der City. Auch billiger Sprit. Eine weitere ist die ungenügende Abgasreinigung. Wenn Autos 40 Prozent mehr als im Normtest verbrauchen und auf der Straße gegenüber dem Prüfstand ein Mehrfaches an Feinstaub und Stickoxid ausstoßen, läuft etwas grundsätzlich falsch. Nicht in Stuttgart, sondern in Berlin.

Zumindest dieses Problem könnte gelöst werden. Mit besserer Technik und freiwilligem Verzicht müssten die Grenzwerte zu schaffen sein. Die Chance, Verbote zu verhindern, sollte man nutzen.

k.schwarz@stn.zgs.de