DFB-Präsident Niersbach: Treppe rauf, Karriere-Leiter runter. Foto: Bongarts

Wolfgang Niersbach hat die Konsequenzen aus seinen Fehlern gezogen. Sein Rücktritt als DFB-Präsident löst aber längst nicht alle Probleme. Das miese Spiel im deutschen Fußball-Bund geht in die Verlängerung, kommentiert StN-Sportchef Gunter Barner, es muss endlich Licht ins Dunkel der WM-Affäre. Auch wenn noch das eine oder andere Denkmal vom Sockel stürzen sollte.

Stuttgart - Lange sah es so aus, als könnte sich Wolfgang Niersbach in die Verlängerung kämpfen. Doch so sehr sich der DFB-Präsident auch mühte, noch entscheidende Treffer gegen seine Kritiker zu landen, am Ende musste er sich geschlagen geben. Sein Rücktritt ist der notwendige Schlusspfiff in einer Partie, in der ihn die Fakten mehr und mehr in die Defensive drängten.

Das ist bitter für den Funktionär, der nun die politische Verantwortung für Geschehnisse übernommen hat, die sich um die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ranken. Gab es schwarze Kassen, wurden Stimmen gekauft? Ob und wie Wolfgang Niersbach Schuld auf sich geladen hat, wird hoffentlich die Zukunft weisen. Es spricht aber fast alles dafür, dass der frühere Journalist auf Dauer nicht der einzige sein wird, der ein Eigentor geschossen hat. Der ehemalige Medienprofi dribbelte zwar reichlich ungeschickt und zögerlich durch diese Affäre, aber ihm allein die mutmaßlichen Sünden der Vergangenheit anzulasten, verstößt gegen alle Regeln der Vernunft.

Dass ihm alte Weggefährten wie Franz Beckenbauer oder Günter Netzer allenfalls gutes Gelingen bei der Abwehrarbeit wünschten, selbst aber wenig taten, um Licht ins Dunkel der ominösen Geldflüsse zu bringen, lässt vermuten, dass Niersbach nicht mehr ist als ein Bauernopfer. Der Präsident ist weg, die Probleme aber bleiben. Das Image des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) ist nachhaltig beschädigt. Der Ruf seiner Lichtgestalten hat schwer gelitten. Mit oder ohne Niersbach bleibt es dabei: Es gibt Fragen, die das Team an der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise so schnell und so eindeutig wie möglich beantworten muss. Auch wenn das eine oder andere deutsche Fußball-Denkmal dabei vom Sockel stürzen sollte.

g.barner@stn.zgs.de