Die Europäische Zentralbank (EZB) leuchtet über Frankfurt. Anleger sind von den jüngsten Entscheidungen zu Leitzins und Anleihekäufen der Währungshüter enttäuscht Foto: dpa

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat entschieden, den Leitzins im Euro-Raum auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent zu belassen und das Kaufprogramm von Anleihen bis März 2017 zu verlängern. Damit wächst die Sorge vor Blasen am Aktienmarkt.

Frankfurt - Es war fast wie ein Wintergewitter, das von den Finanzmärkten gesteuert über Mario Draghi aufzog. Der EZB-Präsident und der Rat der Notenbank hatten nämlich nicht ganz das getan, was Börsianer und Wertpapierhändler erwartet hatten. Zwar öffnete Draghi die Geldschleusen, aber nicht ganz so weit wie erhofft. Und so war die Enttäuschung an der Börse groß. Die Aktienkurse rauschten in den Keller, die Rendite von Bundesanleihen auch.

Der Italiener quittierte die Aufregung mit einem Lächeln. Denn wer zuletzt an der Unabhängigkeit der EZB gezweifelt hatte, wurde eines Besseren belehrt. Schließlich schreiben nicht die Finanzmärkte den Notenbankern im Frankfurter Eurotower vor, was sie zu tun haben. Ebenso wenig wie Banken, Politiker, Volkswirte und Professoren. Nein, Draghi lässt sich nicht vor irgendeinen Karren spannen. Andererseits öffnet er die Geldhähne im Kampf für eine höhere Inflation und eine besser laufende Konjunktur noch weiter. Dabei muss selbst er einräumen, dass die Sondermaßnahmen – vor allem mit dem Kauf von Staatsanleihen der Euro-Staaten – allmählich Wirkung zeigen. Warum also nicht abwarten, ob der Aufschwung nachhaltig trägt?

Zu Bundesbank-Zeiten wurde stets eine Geldpolitik der „ruhigen Hand“ hochgehalten. Was in den allermeisten Fällen richtig war. Auch der jetzige Bundesbank-Chef Jens Weidmann ist Anhänger einer solchen Geldpolitik. Bei Draghi und der Mehrheit im EZB-Rat aber stößt er damit auf taube Ohren. Zur Freude der Finanzmärkte. Die Gefahr von Überbewertungen bei Wertpapieren und Blasen am Aktienmarkt steigt. Auch wenn Draghi betont, die Milliarden, die die EZB weiter in die Wirtschaft, den Bankensektor und die Finanzmärkte pumpt, hätten keine Nebenwirkungen.