Die Siebdruckwerkstatt 7Siebe ist eines der Arbeit-statt-Drogen-Projekte. Foto: Benjamin Bauer

Die Arbeit-statt-Drogen-Projekte sind sinnvoll, dennoch zögert sich die Bewilligung hin. Der Bund hat Stuttgart diese absurde Situation eingebrockt und ist gefordert nachzubessern, meint unsere Redakteurin Viola Volland.

Stuttgart - Dass die Stuttgarter Arbeit-statt-Drogen-Projekte sinnvoll sind und den Betroffenen helfen, ist unstrittig. Anders als im Bund hat man im Gemeinderat inzwischen verstanden, dass den Drogensüchtigen in der Regel nur der zweite Arbeitsmarkt bleibt. Und dass es gut ist, wenn Menschen, die über viele Jahre harte Drogen konsumiert haben, einer Beschäftigung nachgehen, die ihrem Leben eine Struktur verleiht. Das Jobcenter soll deshalb wieder auf Arbeitsgelegenheiten setzen, weil das Nachfolgeinstrument zu wenige langzeitarbeitslose Drogenabhängige erreicht. Das ist löblich, aber, wie sich zeigt, nicht so schnell wie erhofft umzusetzen. So verständlich die Ungeduld der Träger angesichts des Gemeinderatsbeschlusses vor einem halben Jahr und auch der Situation der Betroffenen ist: Man muss schon anerkennen, dass sich das Jobcenter auf einer Gratwanderung befindet.

Das Jobcenter ist zwar in kommunaler Hand, doch es kann nicht völlig frei agieren oder gar das Rad der Zeit zurückdrehen. Die Kriterien für Arbeitsgelegenheiten sind seit der Instrumentenreform des Bundes realitätsfern, aber sie gelten nun einmal. Deshalb ist es nachvollziehbar, dass das Jobcenter sorgfältig vorgeht und sich absichert. Auch die Wirtschaftsvertreter des Beirats des Jobcenters haben die Arbeit-statt-Drogen-Projekte inzwischen abgenickt. Nun sollte es hoffentlich schnell gehen. Alles gut also, sobald die Bewilligung der Ein-Euro-Jobs da ist? Leider nein, zumindest nicht aus Sicht der Betroffenen. Nach zwei Jahren kommt für sie die Zwangspause. Eigentlich müsste es ganz neue Maßnahmen geben, die dieser Zielgruppe wirklich gerecht werden, und das langfristig. Das ist eine Aufgabe, die dringend in Berlin gelöst gehört – nur könnte dafür die Lobby fehlen.