Alexis Tsipras Visite in Russland hat eine hohe symbolische Bedeutung – für Griechenland und für Europa. Foto: ANA-MPA

Alexis Tsipras auf Visite in Russland: Wer harte Reformen liefern muss, hat einfach keinen Raum für immer neue taktische Spielchen, meint unser stellvertretender Chefredakteur Wolfgang Molitor.

Stuttgart - Es gebe nichts zu tadeln, sagt der griechische Regierungssprecher zu der Reise seines Ministerpräsidenten nach Moskau. Weil Griechenland nirgendwo anders hinblicke als nach Europa. Schöne Worte.

Und doch ist das Gespräch, das Alexis Tsipras im Kreml führen wird, auf seiner verzweifelten Suche nach finanziellen Unterstützern und ideologischen Helfershelfern nicht eines unter vielen. Die Visite hat – aller politischen Kurz- und Durchsichtigkeit zum Trotz – eine hohe symbolische Bedeutung und ist aufseiten der Griechen mit hohen Erwartungen verbunden. Natürlich weiß auch Tsipras, dass Russland keine Alternative oder ein Ersatz zur europäischen Verwurzelung Griechenlands ist. Deshalb sollte sich Tsipras davor hüten, als Spielball von Putins Gnaden mit Extra-Abmachungen auf das europäische Spielfeld zurückzukehren, um damit vermeintlich mehr Entgegenkommen im Schuldenstreit herauskitzeln zu wollen.

Während Panos Kammenos, der Chef seines rechtspopulistischen Koalitionspartners, weiter dumpfbackig herumpöbelt und Deutschland vorhält, Europa politisch unterwerfen zu wollen, und Vize-Finanzminister Dimitris Mardas zum wiederholten Mal aberwitzige Reparationsforderungen in mehr oder weniger direkten Zusammenhang mit der von Griechenland selbst verantworteten Staatskrise stellt, sollte Tsipras also vor allem eines tun: nicht noch mehr Vertrauen zerstören. Wer harte Reformen liefern muss, hat einfach keinen Raum für immer neue taktische Spielchen.