100 solcher Plomben hatte der Angeklagte im Darm Foto: dpa

Ein 24-jähriger Brasilianer hat vor dem Landgericht gestanden, knapp ein Kilogramm Kokain in seinem Körper nach Stuttgart geschmuggelt zu haben. Das hat ihn fast das Leben gekostet.

STUTTGART - „Die Ärzte sagen, ich hätte wie durch ein Wunder überlebt“, sagt der junge Mann auf der Anklagebank vor der 19. Strafkammer. Der 24-Jährige hat gestanden, als Körperschmuggler, auch Bodypacker genannt, knapp ein Kilo Kokain in seinem Darm von Brasilien nach Deutschland geschmuggelt zu haben – in 100 Gummipäckchen. Das hat ihn fast das Leben gekostet. Straßenverkaufswert des Stoffs: mehr als 100 000 Euro.

Er sei im März dieses Jahres in São Paulo von einem Bekannten namens Ribama angesprochen worden. Es sei ganz einfach, das Kokain im Körper zu schmuggeln, so der Mann, er habe dies auch schon getan. 8000 Euro sollte der angeklagte Sportstudent für den Transport bekommen. „Leben und studieren ist in São Paulo sehr teuer“, sagt der 24-Jährige. Seine Schulden seien jeden Monat gewachsen. „Da habe ich das Angebot angenommen.“ Am 15. März sei Ribama mit dem Flugticket und den Drogen aufgetaucht. Ehe der 24-Jährige die 100 Päckchen Kokain schlucken konnte, musste er trainieren. Und zwar mit Möhrchen, die er am Stück verschluckte.

Mit dem Kokain und mit Schlafmittel im Körper setzte er sich in den Flieger nach Zürich, von wo aus er weiter nach Stuttgart flog. Dort passierte er die Zollkontrolle und fuhr in ein Hotel in der Innenstadt, wo er die Container ausscheiden sollte. Das habe auch mit den ersten 40 Plomben funktioniert, so der Angeklagte. Dann sei ihm schlecht geworden – eine Plombe war geplatzt. Er schleppte sich zur Rezeption. Dann könne er sich erst wieder daran erinnern, wie er im Krankenhaus aufgewacht sei. In der Klinik habe er die schlimmsten Momente seines Lebens durchlitten. Vier Tage lang habe er zwischen Leben und Tod geschwebt.

Einige der Kokainplomben sind verschwunden. Ihr Verbleib ist ungeklärt. „Sind es 8000 Euro wert, sein Leben aufs Spiel zu setzen?“, fragt Vorsitzender Richter Jörg Geiger. Er habe damals einfach die falsche Entscheidung getroffen, so der junge Mann. Erst im April war eine junge Frau vom Landgericht wegen Körperschmuggels zu zwei Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Der Prozess wird fortgesetzt.