Mit der neuen Computertomografie bekommen Patienten innerhalb von fünf Minuten ein Ergebnis Foto: Christian Hass

Die Schlaganfalleinheit ist vom Bürgerhospital ins Katharinenhospital gezogen. Dort stehen nun zusätzliche acht Betten mit 24-Stunden-Überwachung zur Verfügung.

Stuttgart - Dieter Backmeyer ist schon wieder guter Dinge. Der 73-Jährige kann das Katharinenhospital bald verlassen und plant seine Rückreise nach Oldenburg. Für den Kirchentag war er nach Stuttgart gekommen, doch dann passierte ihm das Schreckliche: Ein Schlaganfall. „Im ersten Moment ist es schon furchtbar, wenn so etwas passiert“, sagt er mit leiser Stimme. Dass es ihm heute wieder so gut geht, hat weniger mit göttlichem Beistand, als viel mehr mit der tatkräftigen Hilfe der Ärzte des Klinikums Stuttgart zu tun. „Hier unterstützen mich alle – und sie fordern mich auch“, sagt Dieter Backmeyer gut gelaunt.

Das Klinikum Stuttgart verfügt über eine zertifizierte sogenannte Stroke Unit – also eine Einheit speziell für Schlaganfallpatienten. Vor einer Woche ist diese vom Bürgerhospital ins Katharinenhospital umgezogen. Am neuen Standort angekommen, wurden die Ärzte sofort auf die Feuerprobe gestellt: „Wir mussten drei Patienten vom Bürgerhospital an den neuen Standort überführen. An diesem Umzugstag wurden aber noch acht weitere Schlaganfall-Patienten eingeliefert“, erzählt Prof. Hansjörg Bäzner, Ärztlicher Direktor der Neurologischen Klinik. Jetzt versorgen die Ärzte der Stroke Unit gemeinsam an einem Ort mit den Neurologen, den Neuroradiologen und den Neurochirurgen die rund 1500 Patienten pro Jahr, die mit der Diagnose Schlaganfall im Klinikum behandelt werden.

„Alles, was zusammen gehört, ist nun auch an einem Ort“, sagt Klinikum-Geschäftsführer Dr. Ralf-Michael Schmitz bei der offiziellen Eröffnungsfeier am Dienstag. Ziel der Behandlung in der Stroke Unit ist, dass innerhalb kürzester Zeit eine komplette Diagnose gestellt und die Behandlung festgelegt werden kann. Denn Zeit spielt bei der Behandlung der Schlaganfall-Patienten eine entscheidende Rolle. „Es gibt dazu den Spruch: Zeit ist Hirn. Je schneller ein Patient zu uns kommt, desto besser“, sagt Bäzner. So sei eine Lyse-Behandlung, bei der ein Blutgerinnsel durch Medikamente aufgelöst wird, nur innerhalb der ersten vier bis fünf Stunden nach dem Schlaganfall möglich. „Wir raten daher unbedingt, beim Verdacht auf einen Schlaganfall sofort den Notruf zu wählen“, sagt Bäzner.

Das Schlaganfallzentrum ist mit zwölf Betten für akute Fälle und acht weiteren Betten für die Weiterbehandlung nach der Akutversorgung eines der größten in Baden-Württemberg und Anlaufstelle für Patienten auch über die Region hinaus. Neben dem Klinikum verfügt auch das Marienhospital über eine zertifizierte Stroke Unit mit zehn Betten. Schlaganfall-Patienten seien demnach laut Bäzner in Stuttgart sehr gut versorgt. In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 200 000 Menschen einen Schlaganfall. Acht bis zehn Prozent sterben daran, schätzt Bäzner. Allerdings kommen nicht alle Überlebenden mit dem Schrecken davon wie Kirchentags-Besucher Dieter Backmeyer. Ein Drittel der Patienten muss nach dem Schlaganfall mit einer erheblichen Behinderung leben.