Die Brände von 2020 sind als „Schwarzer Sommer“ in die Geschichte Australiens eingegangen. Foto: dpa/Rick Rycroft

Die Hitzewelle in Europa weckt in Australien Erinnerungen an den „Schwarzen Sommer“ vor drei Jahren. Um einer erneuten Feuerkatastrophe vorzubeugen, ergreift das Land allerlei Maßnahmen, darunter Notunterkünfte für Wildtiere.

Die apokalyptischen Bilder der griechischen Insel Rhodos haben in Australien schlimme Erinnerungen geweckt. Vor der Coronapandemie hatte die Dürre auch hier zahlreiche Großbrände verursacht. Nun warnt die Weltorganisation für Meteorologie (WMO), eine Organisation der Vereinten Nationen, vor einer neuen El-Niño-Saison, die Rekordtemperaturen und extreme Hitze nach Australien bringen würde. Dort wappnet man sich nun für ein neues Feuerinferno.

Das Klimaphänomen El Niño lässt in Australien die Temperaturen ansteigen und führt traditionell zu Hitzewellen und extremer Trockenheit. Beides schafft den idealen Nährboden für Buschfeuer. Deswegen haben Experten bereits vor einer weiteren „extremen Feuersaison“ für den fünften Kontinent gewarnt. Der letzte große El Niño ereignete sich im Jahr 2016, dem heißesten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.

Über 30 Menschen und zahlreiche Wildtiere starben bei den Bränden von 2020

Auf die verheerenden Brände von 2019 und 2020, bei denen über 30 Menschen und mehr als drei Milliarden Tiere getötet oder verletzt wurden, folgten drei regenreiche Jahre. Die Pflanzenwelt hatte Zeit, sich zu erholen, der Busch konnte teils üppig nachwachsen. Dies bietet nun „Treibstoff“ für eine erneute Feuersaison in den anstehenden Sommermonaten auf der südlichen Erdhalbkugel ab November.

Greg Mullins, der früher eine wichtige Rolle bei der australischen Feuerwehr spielte und heute bei Australiens Klimarat tätig ist, erklärte bei einem Briefing des sogenannten Climate Council, dass die „drei Jahre Regen“ der sogenannten La-Niña-Saison „den perfekten Sturm für Feuerbedingungen“ geschaffen hätten. Selbst in Regionen, in denen normalerweise nicht viel Gras wachse, wuchere dies nun geradezu. Teilweise könne man nicht mehr hindurchgehen, es sei „einfach so unglaublich dicht“, sagte Mullins.

Mit Satellitentechnologie gegen die Brandherde

In Australien will man nach dem Extremereignis vor drei Jahren – das in Australien als „Schwarzer Sommer“ in die Geschichte eingegangen ist – nun besser vorbereitet in eine neue Feuersaison gehen. Beispielsweise sollen mögliche Brandherde mithilfe von Satellitentechnologie früher erkannt werden. Das Bushfire Centre of Excellence der australischen Nationaluniversität in Canberra arbeitet dafür mit einem Kartierungssystem, das auf aktuellen Informationen über Feuchtigkeitsniveaus und potenzielle Zündquellen basiert. Ist die Vegetation an manchen Orten besonders trocken, so ist die Gefahr größer, dass dort ein Buschfeuer ausbricht.

Viele der gefährdeten Ortschaften haben zudem einen neuen Generalstabsplan entwickelt. Sie verfügen jetzt über eine Tabelle mit den Kontaktdaten jedes Bewohners sowie über eine Ansprechperson in jeder Straße, die während eines Feuers dafür zuständig ist, sicherzustellen, dass alle anderen Bewohner in der Straße informiert und sicher sind. Im Bundesstaat New South Wales im Osten des Landes soll es zudem Notfalltrupps und 80 000 Feuerwehrleute geben, die auch speziell in die Wildtierpflege eingewiesen sind.

Auch die Tierwelt soll besser geschützt werden

Für die Tierwelt sollen zudem sogenannte Habitatkapseln zum Einsatz kommen. Diese sehen ein wenig wie eine Art „Pappraketenschiff“ aus. Sie sollen Tieren Schutz bieten, die ein Feuer überlebt haben. Diese Habitatkapseln haben die Form einer stabilen, sechsseitigen Pyramide und sind aus gefaltetem Karton gebaut, der mit mehreren kleinen Löchern bestückt ist, durch die Tiere hinein- und hinausschlüpfen können.

Im Gegensatz zu den Draht- und Stoffkonstruktionen, die zuvor schon als Unterstände verwendet wurden, sind die Kapseln einfach zu transportieren und aufzustellen und vollständig biologisch abbaubar. Denn nicht nur die Flammen selbst sind tödlich für viele Tiere, sondern auch die indirekten Auswirkungen wie das Fehlen von Nahrung und Unterschlupf. Dies sei ihr bewusst geworden, als sie sich Aufnahmen verletzter Tiere angesehen habe, die während der Buschbrände im Schwarzen Sommer allein durch verbrannte Lebensräume wanderten, sagte die Naturschutzökologin Alexandra Carthey von der Macquarie University in Sydney, die die Kapseln entwickelt hat. „Mir wurde klar, wie wichtig es ist, Wildtieren Notunterkünfte zu bieten, so wie wir es für Menschen tun.“